Bei den Skirennen stehen auch die Experten auf dem Prüfstand

Weil wir Laien beim Skifahren nichts sehen können, ist ihre Expertise so wertvoll.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Weltcup-Café. Die Skisaison ist voll im Gang, im Weltcup folgt Klassiker auf Klassiker, und im Café hat der Chef wieder den Fernseher herausgestellt. Logisch, dass die Rennen unter den Stammgästen intensiv besprochen werden. Und interessant: Mindestens so umstritten wie die Leistungen der ÖSV-Stars ist die Performance der Ex-Rennläuferinnen und -läufer, die die Rennen kommentieren.

Bei den Speeddisziplinen (Abfahrt, Super-G) sind Alexandra Meissnitzer (Damen) und Hans Knauß (Herren) im Einsatz. Die „Meissi“ hat eine gute Mischung aus liebevoller Ski-Mutti und strenger Turnlehrerin gefunden. Sie lässt über die „Dirndln“ nichts kommen, aber wenn zum Beispiel eine mit Schal fährt, sieht sie das gar nicht gern: Das kann entscheidende Hundertstelsekunden kosten! 

Bei den Männern ist Hans Knauß der Speed-Experte. Er gibt aber hauptsächlich Plattitüden („ein Edeltechniker!“) von sich und lässt ansonsten seinen Skilehrer-Charme spielen.

Die Brille. Noch größer ist das Gefälle bei den Technik-Rennen (Slalom, Riesentorlauf). Im Falle von Nicole Hosp, die bei den Damen die Expertin gibt, können die Gäste sich nicht erklären, wie sie zu dem Job gekommen ist. „Die hat vor allem einen Namen“, sagt Stammgast Friederike. „Sonst fällt mir beim besten Willen kein Grund ein.“ Ein anderer ätzt: „Ihre Kommentare sind so nichtssagend, dass neben ihr sogar die ORF-Reporter kompetent wirken. Und das will was heißen.“

Der mit Abstand beste Experte ist Thomas Sykora, da sind sich im Café alle einig. Der Niederösterreicher, der für die Technikrennen der Herren zuständig ist, zeichnet sich dadurch aus, dass er tatsächlich sieht, wie schnell ein Skirennläufer unterwegs ist. Weil Laien das eben nicht sehen können, ist seine Expertise so wertvoll. „Der ORF bietet doch auch einen Kommentar für Blinde und Sehbehinderte an“, sagt Stammgast Kurt. „Bei Skirennen sind wir alle sehbehindert. Und Sykora ist unsere Brille.“

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