Ein Kaffeehaus ohne Dach

Im Kaffeehausgastgarten ist im Grunde alles wie immer, nur luftiger.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Der Gastgarten ist nur selten ein Garten. Das gilt besonders für Kaffeehausgastgärten. Diese befinden sich meist in dicht verbautem Gebiet, wo Bäume rar sind. Im Schatten großer Kastanien zu sitzen, wie das im Biergarten so fein ist, würde zu einem Café aber auch gar nicht passen. Im Grunde ist der Kaffeehausgastgarten nichts anderes als ein Kaffeehaus ohne Dach. Alles ist wie immer, nur luftiger. Raucherinnen und Raucher sitzen natürlich vor allem deshalb so gern draußen, weil sie im Gastgarten rauchen dürfen (noch jedenfalls).

Anders als etwa in Paris – wo einfach grundsätzlich mehr Platz ist – sind die Freibereiche der Wiener Kaffeehäuser meist von überschaubarer Größe. Für das bisschen Terrasse, das Wiener Cafés zu bieten haben, hat sich der Begriff „Schanigarten“ durchgesetzt (angeblich, weil der Ober dem Lehrling einst „Schani, trag den Garten ausse!“ anschaffte). Sein drolliger Name entspricht dem provisorischen Charakter des Schanigartens.

Der Gehsteig als Café

Vor manchen Cafés stehen einfach ein paar Tische und Sessel auf dem Gehsteig. Das ist die härteste, aber auch urbanste Form des Gastgartens. Dass dort nicht nur Kellner an einem vorbeikommen, sondern auch Passanten, ist nicht jedermanns Sache.

Es gibt aber Gäste, die genau das schätzen: Sie genießen das Gefühl, dass sie auf einer Fläche Kaffee trinken und Zeitung lesen, die für andere nur ein Gehsteig ist. Manchmal kommt ein Bekannter oder eine Bekannte vorbei, und unter Umständen freut einen das ja sogar. Das Café ist ein öffentlicher Raum. Nie ist das so deutlich wie im Schanigarten.

Kommentare