Wo der Nino aus Wien Stammgast ist

Das Café Kralicek steht in keinem Stadtplan und ist so normal, dass Touristen nie reingehen würden.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Stammgast Franz hat im KURIER gelesen, dass das Café Central nächstes Jahr wegen Renovierung vorübergehend geschlossen wird. Als Alternative haben die Betreiber gleich daneben ein Pop-up-Café namens Decentral eröffnet. Für die Touristen, die jeden Tag vor dem Central Schlange stehen, ist das Decentral aber viel zu klein. "Die können ja ins Café Kralicek kommen", sagt Franz.

"Bitte nicht!", sagt Sabine, die gerade genüsslich ein Ei im Glas löffelt. "Ich hab Angst vor Schlangen." Finanziell mag Overtourism à la Central ein Segen sein; für ein Lokal wie das Café Kralicek hätte er fatale Auswirkungen. Es wäre dann zwar voll, aber nicht mehr die Art von Lokal, die seine Stammgäste so unwiderstehlich anzieht.

Zum Glück ist es sehr unwahrscheinlich, dass es jemals so weit kommt. Erstens ist das Café in keinem Stadtplan eingezeichnet, und zweitens ist es so normal, dass die Art Touristen, die vor dem Central Schlange stehen, nicht einmal auf die Idee kämen, da reinzugehen.

Decentral und Dezentral

Stammgast Franz ist noch etwas aufgefallen: Es gibt bereits ein Dezentral, mit Z, im 2. Bezirk. Das ist aber eher Beisl als Café, der Liedermacher Nino aus Wien war dort eine Zeit lang Stammgast. In seinem "Praterlied" kommt es vor: Im Stuwerviertel in da Nocht / Die Kiwara san immer woch / Des Dezentral hod meistens offen / Am Stern woins da an Shit verkaufen. Bei Nino-Fans führt das manchmal zu Missverständnissen, wie der Künstler kürzlich in einem Interview mit dem Standard erzählte: "Einmal ist ein deutsches Paar ins Café Central gegangen und hat mir ein Foto geschickt: ,Wir sind in deinem Stammlokal. Aber du bist nicht da.‘"

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