Woran man Einheimische im Bus erkennt

Daheim ist man in einer Stadt, wenn man weiß, wo die Endstation ist
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Endstation. Oft drehen sich die Gespräche im Café um den öffentlichen Verkehr. Es gibt unter den Stammgästen zwar noch ein paar eingefleischte Autofahrer (in der Stadt inzwischen eine ähnlich schrullige Minderheit wie Raucher) und Ganzjahresradfahrer (wobei die eher Lokale bevorzugen, in denen Trinkflaschen nicht so komisch aussehen wie im Kaffeehaus), die meisten aber sind stolze Besitzer einer Jahreskarte der Wiener Linien.

Dem Stammgast Heribert, der leidenschaftlicher Theatergeher ist, fällt zum Thema Öffis ein Solostück des russischen Autors und Performers Jewgenij Grischkowez ein, das er vor Jahren bei den Festwochen gesehen hat. „Ein Gedanke aus dem Stück hat mir so gut gefallen, dass ich ihn mir gemerkt habe“, sagt er, nachdem er ein kleines Bier und ein Paar Debreziner bestellt hat. „Es geht darum, woran man erkennt, dass jemand in einer Stadt zu Hause ist: daran, dass er weiß, wo die Straßenbahnen ihre Endstationen haben. Das finde ich sehr poetisch. Außerdem stimmt es.“

Offene Türen. Heriberts Freundin Brigitte bringt eine andere Möglichkeit ins Spiel, sich im öffentlichen Verkehr als einheimisch auszuweisen: „Man erkennt es auch daran, ob einer weiß, wie in welchem Verkehrsmittel die Türen aufgehen.“ Tatsächlich ist das nicht immer ganz leicht zu durchschauen. In der Straßenbahn gibt es an den Türen einen Knopf, den man drückt, wenn man aussteigen möchte. Die betreffende Tür geht an der Haltestelle dann automatisch auf.

In der U-Bahn funktioniert das genauso. Nur im Bus ist es anders: Da funktioniert der Knopf an der Tür erst, wenn der Bus schon gehalten hat. Automatisch geht die Tür nur auf, wenn man vorher auf einen der im Bus verteilten Haltewunsch-Knöpfe gedrückt hat. Nicht einmal alle Einheimischen wissen das.

Und wer gerade nichts Besseres vorhat, drückt am besten gar keinen Knopf und fährt bis zur Endstation durch.

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