Was wurde eigentlich aus dem neuen Pfandsystem?

Verschwörungstheoretiker glauben, dass das Pfand nicht wirklich existiert.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Das Phantom. Neulich ging es im Café wieder einmal hoch her. Die Stammgäste haben ein neues Lieblingsthema entdeckt: das Anfang des Jahres eingeführte Pfand auf PET-Flaschen und Dosen. Für Gesprächsstoff sorgt schon der Umstand, dass das Pfand noch ein Phantom ist. Tatsächlich hat bisher keiner der Stammgäste jemals ein pfandtaugliches Gebinde zu Gesicht gekriegt. Einer glaubt, dass das Pfandsystem nur eine Erfindung der Medien ist und gar nicht wirklich existiert; der Mann neigt allerdings auch sonst zu Verschwörungstheorien und zweifelt etwa die Mondlandung, den Klimawandel und das 3:2 von Córdoba an.

Der Denkfehler. Unsicherheit besteht unter Gästen, was die technischen Fragen des neuen Systems betrifft. Eine sammelt bereits seit Wochen Plastikflaschen und Dosen. Aber als sie diese, in zwei riesigen Säcken, gestern endlich zurückgeben wollte, ist sie draufgekommen, dass das noch lauter alte Dosen und Flaschen waren, auf die es kein Pfand gibt. Anfängerfehler!

Die Geschäftsidee. Als sich die Meldung vom „Pfandtourismus“ verbreitete – Deutsche, die mit ihren Gebinden über die Grenze fahren, weil das Pfand bei uns höher ist –, haben die Geschäftsleute im Café gleich zu rechnen begonnen, ob es rentabel ist, für den Kauf von Mineralwasser und Dosenbier künftig bis Freilassing zu fahren, um das Leergut dann hier beim Hofer zu retournieren. Ergebnis des Gedankenspiels: Der Plan ist im Prinzip gut, er rechnet sich aber erst ab 10.000 Stück.

Der Widerstand. Schon Wochen vor Einführung des Pfandsystems haben die Würstelstandler dagegen protestiert – gerade, dass sie kein Volksbegehren eingeleitet haben. „Bei einem Würstelstand auf der Mariahilfer Straße hängt jetzt ein Zettel, auf dem steht: ,Retourpfand nur gegen Kassabon‘“, berichtet ein Gast. Gut, dass die Registrierkassenpflicht eingeführt wurde!

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