Lang lebe das Café Bräunerhof!
Die Insolvenz des ehrwürdigen Café Bräunerhof in der Innenstadt ist naturgemäß auch im Café Kralicek Gesprächsthema. Einige Gäste geben sogar zu – wenn der Chef nicht zuhört –, dass sie das Bräunerhof gern besuchen. Wenn sie in Graben-Nähe sind, haben sie folgende Imbiss-Routine kultiviert: erst ein paar Brötchen und ein Pfiff Bier bei Trzesniewski in der Dorotheergasse, dann eine Melange im Bräunerhof.
Warum das Bräunerhof in die Krise geriet, ist ein Rätsel. Es hat alles, was ein Kaffeehaus braucht: gute Atmosphäre, strenge Ober, viele Zeitungen. Die Erklärungsversuche, die in den Medien kursieren, sind wenig überzeugend. Das Mobiliar, heißt es, sei etwas abgewohnt. Na und? Das gehört sich so in einem Wiener Kaffeehaus. Auch dass man nicht mit Karte zahlen kann, ist kein Argument. Im Café Kralicek etwa ist das auch so – schon damit das Trinkgeld nicht in der Buchhaltung steht.
Bitte kein Touristencafé!
Die gute Nachricht ist, dass das Bräunerhof nicht geschlossen wird, es soll von Mario Plachutta und Peter Friese (Schwarzes Kameel) übernommen werden. „Das sind Profis, denen zuzutrauen ist, dass sie wissen, was sie tun“, sagt Stammgast Franz. „Sie werden bestimmt renovieren und wohl auch die Speisekarte ein wenig hochjazzen. Soll alles sein. Nur eines darf nicht passieren: Das Bräunerhof darf kein Touristencafé werden!“
Obwohl der Nimbus als Thomas Bernhards Stammcafé auch Literaturfans aus dem Ausland anlockt, ist das Bräunerhof ein Kaffeehaus für Wienerinnen und Wiener geblieben. Möge ihm und uns ein Café-Central-Schicksal erspart bleiben.
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