Kaffeehaus und Theater sind Verwandte

Kaffeehäuser sind ideale Orte für Besprechungen, und Theatermenschen haben immer viel zu besprechen.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Theaterleute gehören zu den besten Gästen im Café Kralicek. Überhaupt sind das Theater und das Kaffeehaus eng miteinander verbundene Institutionen. Schauspieler und Regisseurinnen, Dramaturgen und Bühnenbildnerinnen gehen schon deshalb gern ins Kaffeehaus, weil man dort rund um die Uhr etwas essen kann. Das kommt ihrem Lebensrhythmus entgegen; wobei viele sich kurz vor der Premiere ohnedies hauptsächlich von Kaffee und alkoholischen Getränken ernähren.

Kaffeehäuser sind ideale Orte für Besprechungen, und Theatermenschen haben immer viel zu besprechen. Dass auch Kritiker gern ins Kaffeehaus gehen, birgt theoretisch Konfliktpotenzial, führt in der Praxis aber selten zu Problemen. Das Café ist eine Art neutrale Zone, in der die Kellner wie UNO-Soldaten darauf achten, dass es nicht zu Übergriffen kommt.

Cafétheater/Theatercafé

Heißt ein Kaffeehaus „Theatercafé“, kann das zweierlei bedeuten: 1) ein Theater ist in der Nähe; 2) in dem Café wird tatsächlich Theater gespielt. Cafétheater war ein besonders im Paris der 60er- und 70er-Jahre populäres Genre. In Wien gab’s 1968 eine Gruppe namens Cafétheater (aus der dann das Ensemble Theater wurde), in Graz gibt’s heute noch ein Theatercafé, das für seine Kernöleierspeis berühmt ist und sich allabendlich in die Kabarettbühne Hin & Wider verwandelt.

Die Nähe zum Theater kann ein Café enorm aufwerten; so galt das „Santora“ – ein unscheinbares Espresso in der Porzellangasse – in der Ära von Hans Gratzer (bis 2001) als inoffizielle Kantine des Wiener Schauspielhauses. Umgekehrt würde man von einer Theaterkantine nie sagen, sie sei ein inoffizielles Kaffeehaus.

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