Na, servas: Wie man in einem Wiener Café richtig grüßt

"Servus" sagt man nur, wenn die betreffenden Personen per Du sind.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Servus! Woran erkannt man einen deutschen Touristen, der das Café betritt? Er sagt „Servus!“ Aus irgendeinem Grund scheint man bei unseren Nachbarn zu glauben, dass das in Wien ein allgemein gebräuchlicher Gruß ist. 

Vielleicht liegt es daran, dass viele Deutsche das erste Mal im Skiurlaub nach Österreich kommen; und weil die Skilehrerinnen und die Hüttenwirte natürlich mit allen auf „Servas, griaß di!“ sind, glauben die Gäste, dass das hier eben so ist. Eine Erklärung könnte auch sein, dass „Servus!“ in München und Umgebung sehr wohl ein allgemein üblicher Gruß ist – und Österreich für viele Deutsche auch nur so eine Art Bayern ist.

Tatsächlich ist „Servus!“, wie wir wissen, in Wien nur unter Bekannten angebracht. Freunde und Freundinnen begrüßen einander so, auch Kolleginnen und Kollegen. Wann ist dieser etwas kumpelhafte, oft im Dialekt („Seavas!“) oder nasal-distinguiert („Särvus“) vorgetragene Gruß angebracht? Dafür gibt es eine einfache Regel: Immer dann, wenn die betreffenden Personen per Du sind.

Grüß Gott! Manche Stammgäste regt es deshalb auf, wenn ein Fremder „Servus“ sagt und sie damit indirekt duzt. Das sei unhöflich, grummeln sie. Es ist sogar schon vorgekommen, dass der Gast angeblafft wird („Keine plumpen Vertraulichkeiten!“) und sich dann natürlich überhaupt nicht mehr ausgekannt hat. Der Chef findet, dass das so nicht geht. „Mag sein, dass es bei uns unhöflich ist, Fremde zu duzen. Aber der deutsche Gast macht das ja nicht absichtlich, er weiß es halt nicht besser. Es ist also mindestens so unhöflich, ihn anzublaffen!“

Aber wie verhält man sich in so einem Fall richtig? „Ich sage besonders freundlich ,Grüß Gott‘“, sagt Stammgast Karl. „Manchmal bin ich mit dem Gast dadurch ins Gespräch gekommen.“ Dann zeigt er auf den Mann, der neben ihm am Tisch sitzt. „Bei uns war es damals genauso, und jetzt sind wir Freunde. Servus, Jochen!“

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