Heiße Liebe zu kaltem Kaffee
Kaffee und der Sommer haben eines gemeinsam: Sie sind heiß. Die Folge: Kaffee und Café, sonst das perfekte Paar, haben im Sommer eine massive Beziehungskrise – sinnlose Streitereien inklusive. "Es reicht vollkommen, wenn einer von uns heiß ist", sagt der Kaffee. "So heiß wie du bin ich schon lange", kontert das Kaffeehaus.
Der Chef versucht zu vermitteln. Sein Kompromissvorschlag: kalter Kaffee. Den "Cold Brew" (Kaffeepulver wird mit kaltem Wasser übergossen, das Ganze "zieht" dann 24 bis 48 Stunden lang im Kühlschrank) überlässt das Café Kralicek den Hipstern. Stattdessen setzt man hier auf Caffè freddo. Dabei wird Espresso mithilfe von Eiswürfeln rasch heruntergekühlt. Der kalte Mokka ist ein belebender Koffein-Shot. Die meisten Gäste bevorzugen eine weniger radikale Variante: Mit kalter Milch ist kalter Kaffee ein köstliches Erfrischungsgetränk.
Hier kommt Curd
Früher musste kalter Kaffee oft als Metapher für etwas herhalten, was nicht mehr aktuell ist. Der Schauspieler und Playboy Curd Jürgens, der seine sonore Stimme gelegentlich auch als Sänger nutzte, nahm 1976 den Song "Kalter Kaffee" auf, in dem er einer verflossenen Geliebten nachsinnt. Refrain: Kalter Kaffee steht noch in den Tassen / Der mir sagt, dass du gegangen bist / Dich neu aufzuwärmen kann ich lassen / Weil das kalter Kaffee ist.
Heute würde man das schon deshalb nicht mehr so schreiben, weil niemand auf die Idee käme, kalten Kaffee aufzuwärmen. Aber das Lied ist – bei allem Respekt, Curd Jürgens – auch sonst nicht besonders gut gealtert. Die Zeile So was wie dich vergisst man nur im Suff etwa ginge heute nicht mehr als Kompliment durch.
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