Rettet das Glas Wasser!

Manche halten Kaffee mit Wasser für gesünder. Anderen geht es ums Prinzip.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Wasser ist zum Waschen da. Und dazu, im Kaffeehaus zum Mokka oder zur Melange serviert zu werden – ungefragt und kostenlos. Erstaunlicherweise ist das nicht einmal mehr in Wien allgemein bekannt. Ein Gast berichtete unlängst empört aus einem Espresso beim Bahnhof Wien-Mitte, in dem das Wasser zum Kaffee extra bestellt werden musste – und dann auch extra kostete.

Nun ist kostenpflichtiges Leitungswasser in der Gastronomie grundsätzlich zwar ein Reizthema; das Argument aber, dass damit ja nicht das Wasser, sondern das Service abgegolten wird, kann man gelten lassen. Beim Glas Wasser zum Kaffee hört sich allerdings alles auf. „Diesem sogenannten Café müsste man die Kaffeehauslizenz entziehen“, schimpfte der Wutgast.

Einfach eine gute Kombi

Warum ist uns das Glas Wasser zum Kaffee so wichtig? „Früher hieß es, dass Kaffee dehydriert“, sagt Stammgast Sabine. „Und obwohl inzwischen erwiesen ist, dass das gar nicht stimmt, kommt es mir gesünder vor, zum Kaffee Wasser zu trinken.“ Das passt zur relativ jungen Sitte, zu allem ein Wasser zu trinken. Manche bestellen sogar zum Mineralwasser ein Glas Wasser.

Für Stammgast Karl passen der heiße, etwas bittere Kaffee und das kühle, klare Wasser gut zusammen. „Das ist einfach eine gute Kombi.“ Anderen geht es ums Prinzip. Der Gast etwa, der sich über das wasserlose Café so echauffiert hat, bevorzugt „prickelnd“, trinkt aus seinem Wasserglas deshalb praktisch nie. Erst wenn es fehlt, merkt er, wofür es steht und was es ihm bedeutet. Das Glas Wasser ist ein Symbol dafür, dass auch Dinge wichtig sein können, die gar keinen Sinn haben.

Kommentare