Ein Hoch auf den inneren Schanigarten: Frühlingsgefühle im Café
Eröffnung. Seit es ganzjährig geöffnete Schanigärten gibt, hat der Frühlingsbeginn viel von seinem Zauber eingebüßt. Die offizielle Eröffnung der Schanigartensaison durch Bürgermeister und Wirtschaftskammerpräsident fand vor ein paar Tagen natürlich trotzdem statt, heuer im Café Diglas im Schottenstift (vormals Café Haag). Und obwohl mehr als die Hälfte der 3.500 Wiener Schanigärten seit Corona auch im Winter in Betrieb sind, lassen die frühlingshaften Temperaturen dieser Tage feierliche Gefühle aufkommen: Unser innerer Schanigarten ist eröffnet.
Liebesbriefe. Es ist die Zeit, in der man endlich wieder einmal zu warm angezogen ist und nicht zu luftig. Viele machen Frühjahrsputz und misten aus, damit Platz ist für das neue Leben, zu dem die Welt da draußen gerade erwacht. Sie entwickeln Frühlingsgefühle und sind fest entschlossen, sich zu verlieben.
Es kommt auch vor, dass man beim Aufräumen auf einst mit großen Gefühlen aufgeladene Dinge stößt, für die man eigentlich längst keine Verwendung mehr hat. Sportgeräte zum Beispiel („Skifahren, ach!“), Kindergewand („Schau, wie klein die einmal waren!“). Oder alte Liebesbriefe. Der ostdeutsche Schauspieler Manfred Krug hat in seinem Tagebuch einmal notiert, wie schwer es ihm fällt, Liebesbriefe wegzuwerfen. „Denn man kann in ihnen lesen, was für ein toller Mensch man einmal war. Man war viel geliebt, zärtlich, stark.“
Good Vibes. Auch das Café Kralicek wird gerade von Frühlingsgefühlen geflutet. Es wird geflirtet, es rennt der Schmäh, und die Raucher müssen zum Rauchen nicht mehr nach draußen gehen, weil der Schanigarten ja wieder geöffnet ist.
Das ist hier nämlich nicht immer so. Der Chef lehnt den ganzjährigen Gastgarten ab, Heizschwammerln hält er für dekadent. Daher gibt es in diesem Café wirklich noch etwas zu eröffnen. Das nur als kleiner Tipp für nächstes Jahr, Herr Bürgermeister.
Kommentare