Es gibt viele Arten, Kaffee zu sagen

Wer in Wien einen Kaffee bestellt, muss mit der Frage "Wos für an?" rechnen.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Das Wort Kaffee hat viele Gesichter. Der italienische caffè etwa wird kurz und hart ausgesprochen: „Kaffä“, mit Betonung auf dem ä, es klingt fast wie ein Befehl: „Kaffä!“ Und: Wer in Italien einen caffè bestellt, wird wortlos einen Espresso hingestellt bekommen.

Der französische café wird melodiöser, weicher intoniert: „Kafeeee“, mit einem f und ganz langem e. Die Bedeutung ist dieselbe: Auch ein café ist ein Espresso (nur dass er meist nicht so gut schmeckt wie in Italien).

Der englische coffee wird „Køffie“ ausgesprochen, entweder mit nasalem (GB) oder brachialem (USA) Unterton. Briten können damit grundsätzlich wenig anfangen, es ist nicht ihr cup of tea. Für Amerikaner wiederum ist coffee eine Art heiße Cola-Alternative, die grundsätzlich in Pappbechern ausgeschenkt wird.

Café, Kaffee, Káffe

Und in Wien? "Ausgesprochen wird der Kaffee bei uns selbstverständlich französisch", sagt der Chef. "Das Faible der Wiener für französische Wörter gehört zum immateriellen Erbe der Monarchie." Anders als in Paris ist "Café" allein in Wien jedoch zu unspezifisch. Auf die Bestellung "Einen Café, bitte!" wird der Ober mit der Frage "Wos für an?" antworten.

Eine Sonderform stellt die in Deutschland verbreitete Aussprache "Káffe" dar. Das Getränk, das damit gemeint ist, schmeckt ähnlich lieblos, wie es klingt. Allerdings ist deutscher Kaffe eine aussterbende Art. Viele Deutsche können inzwischen unfallfrei "Café" aussprechen, und wer in Deutschland heute einen Kaffe bestellt, hat gute Chancen, trotzdem einen gepflegten café zu bekommen, unter Umständen sogar einen caffè.

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