Büchersommer im Kaffeehaus

Viele gehen zu Lesen ins Kaffeehaus. Dort hat man erstens immer Zeit, und zweitens sitzt man gut.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Bücher sind im Prinzip eine gute Sache. Störend ist daran nur, dass man sie auch lesen sollte. Dafür, dass man daran oft scheitert, gibt es mehrere Ursachen. Erstens: Bücher sind meist dick, für die Lektüre braucht es daher Zeit. Haben wir nicht! Zweitens: Beim Lesen sitzt man gern bequem, viele lesen am liebsten im Bett. Und dann stellen sie fest, dass Schlafen ihnen jetzt noch besser gefallen würde als Lesen.

Es gibt eine Lösung: zum Lesen ins Kaffeehaus gehen. Dort hat man erstens immer Zeit (sonst säße man ja nicht im Kaffeehaus), und zweitens sitzt man zwar gut – aber nicht so gut, dass einen der Schlaf übermannen könnte. Auch kann man sich im Kaffeehaus besser konzentrieren als zu Hause. Und man isst nicht so viel, weil das mehr kostet als die Snacks aus dem eigenen Kühlschrank.

Weil viele Wienerinnen und Wiener im Sommer nicht wegfahren (anderswo gibt es zwar Meere, aber keine Kaffeehäuser), sieht man im Café Kralicek dieser Tage besonders viele Gäste, die neben der Tageszeitung auch einen dicken Roman vor sich liegen haben.

Bernhard im Hawelka

Heikel kann es werden, wenn Leser und Autor im Kaffeehaus zusammentreffen. Im Hawelka hatte das einmal katastrophale Folgen. Ein weiblicher Gast las in einem Buch von Thomas Bernhard, der zufällig ein paar Tische weiter saß. Der alte Herr Hawelka bot der Frau an, ihr das Buch signieren zu lassen, und ging damit zu Bernhard. Der signierte – und kam danach nie wieder ins Hawelka (sondern wurde Stammgast im Bräunerhof, gleich um die Ecke).

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