Ein fröhlicher Morgen im Café
Das Café Kralicek sperrt um halb acht in der Früh auf. Das ist zu dieser Jahreszeit eine sehr spezielle Tageszeit. Später am Tag kann es schon ganz schön heiß werden, aber jetzt ist es noch schön frisch. Durch den Schanigarten weht der kühle Westwind eines typischen Wiener Frühlingsmorgens, und drinnen hat die Schankdirektorin die Kaffeemaschine auf Betriebstemperatur gebracht. Die ersten Melangen drückt sie für die Kellner runter – damit sie in die Gänge kommen, aber schon auch, um zu schauen, ob eh alles passt mit dem Kaffee.
Das ist auch der Moment, an dem Stammgast Klaus auftritt, meist einer der Ersten im Café. Und jedes Mal sagt er: „Ich liebe den Geruch von Koffein am Morgen!“ Cinephile werden erkannt haben, dass der Lieblingsfilm von Herrn Klaus „Apocalypse Now“ von Francis Ford Coppola ist – ein Vietnamfilm, in dem Robert Duvall als durchgeknallter US-Army-Offizier den unsterblichen Satz „Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen“ sagt.
Frühe Vögel, späte Eulen
In der Früh ist eine ganz besondere Stimmung im Café. Um diese Zeit kommen zwei völlig konträre Typen zusammen: die frühen Vögel, die der erste Weg ins Kaffeehaus führt, und die Nachteulen, für die es die letzte Station vor dem Heimweg ist. Und weil beide Gruppen aus nachvollziehbaren Gründen nicht sonderlich gesprächig sind, ist es noch angenehm ruhig im Lokal.
Während die Kellner noch damit beschäftigt sind, die Gazetten in die Zeitungshalter zu spannen, schleichen die besonders zeitungssüchtigen Gäste bereits ungeduldig um sie herum. Es gibt Menschen, die nichts mehr lieben als den Geruch von Druckerschwärze am Morgen.
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