Ein Hoch auf die Kellnerbrieftasche

Warum im Café Kralicek nur Barzahlung möglich ist.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Im Café Kralicek ist ausschließlich Barzahlung möglich. Nicht aus irgendwelchen konservativen ("Nur Bares ist Wahres") oder gar steuersparenden Motiven. Sondern, weil der Chef es eleganter findet. "Eine große, dicke Kellnerbrieftasche ist doch ein viel schöneres Objekt als so ein glattes Kartenlesegerät", sagt er. "Noch schöner wäre ein Kassapult, aber dafür ist bei uns leider kein Platz."

Den Kellnern ist Bargeld auch lieber, hauptsächlich wegen des Trinkgelds. "Der Chef ist bei der Abrechnung eh sehr korrekt, so gesehen wäre es wurscht", sagt Ober Franz. "Aber ich mag es nicht, dass das Trinkgeld auf den Cent genau im System ist. Und gefühlsmäßig ist Trinkgeld etwas, das man abends physisch in der Tasche haben möchte." Ein gangbarer Kompromiss wäre, die Rechnung mit Karte und das Trinkgeld bar zu zahlen. Aber das scheitert schon daran, dass Gäste der Generation Apple Pay oft gar kein Bargeld mehr bei sich haben.

Bankomat im Lokal

Ist genau das nicht ein Argument dafür, im Café doch auch Kartenzahlung einzuführen? Nein, sagt der Chef. "Komischerweise hat sich noch nie wer aufgeregt, hin und wieder murren Touristen, aber die verirren sich eh selten zu uns. Stammgäste können natürlich anschreiben. Fremde schicke ich zum Bankomaten, und das machen sie dann auch anstandslos."

Interessante Wege geht hier das Café Ritter in der Mariahilfer Straße: Dort wird nach wie vor nur Barzahlung akzeptiert. Dafür steht für alle Bargeldmuffel seit Neuestem mitten im Lokal ein Bankomat. Wenn die Gäste kein Bargeld mehr dabei haben, muss es halt auf anderen Wegen ins Café kommen.

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