Lektion 24: Die Sportart der Könige

Großbritannien ist ein Land der Paradoxe. Einerseits ist es etabliert, seine Besorgungen im Pyjama zu erledigen; andererseits schlüpft man für den samstäglichen Tagesausflug schon mal in Cocktailkleid und Fascinator.
Pferderennen sind aber natürlich die Sportart der Könige. 1605 soll sich König James I. so sehr darin verloren haben, dass er vom Parlament gemaßregelt wurde, sich doch bitte wieder auf die Regierungsgeschäfte zu konzentrieren. Und noch heute eröffnet der britische Monarch jeden der fünf Tage des Royal-Ascot-Spektakels. (Ist das nicht etwas monoton?) Doch gleichzeitig sind Pferderennen auch die Unterhaltung der Massen, bilden nach Fußball die zweitbeliebteste Sportart im Land und erwirtschaften jedes Jahr rund 4 Milliarden Euro.
Strenges Protokoll
Renntage – so reift auf dem Goodwood Racecourse schnell die Erkenntnis – folgen einem strengen Ablauf. Man muss sich eine Racecard besorgen (jenes Büchlein, das zu jedem Pferd ein Profil anführt) und es mit ernstem Blick studieren. Es ist obligatorisch, mit Prosecco am weißen Rennbahnzaun zu lehnen und wissend zu nicken, wenn die Pferde zum Startblock galoppieren. Diesen Platz darf man nun nicht mehr verlassen, denn in den kommenden Minuten werden immer mehr Gäste herbeiströmen.
Wenn der Pulk der Galopppferde vorbeidonnert, gilt es „GO ON THEN!“ zu rufen und – je nach Rennausgang – in die Luft zu springen oder den Kopf zu schütteln. Und dann muss man zu seiner Picknickdecke zurückkehren, um die nächsten Profile zu analysieren. In dieser Manier rast der Tag so schnell vorbei, dass man König Charles nun doch versteht: Es bräuchte fünf davon !
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