Aufs Leben aufpassen
„Tag 3“, früher hätte man „Mittwoch“ dazu gesagt. Die Stadt, die niemals schläft, wird gar nicht richtig wach. Alles ist wie immer, aber nichts ist mehr, wie es war. Ein Polizist kommt entgegen – und grüßt: „Guten Morgen!“ Ein Straßenkehrer schiebt seinen Wagen – und schaut ratlos: „Alles sauber, was soll man machen?“ Ein Mann sitzt in der Sonne, auf der neuen Gehsteigbank vor der Arztpraxis – nicht, um sich zu sonnen: „Das ist jetzt der Warteraum.“ Sonst ist niemand zu sehen, kaum Verkehr. Die Stadt hat ihre Lautstärkeregler runtergedreht.
Das Leben hat sich weitgehend aus dem öffentlichen Raum zurückgezogen – in den virtuellen Raum und ins private Wohnzimmer. Das ist gut. Denn dort kann man derzeit besser darauf aufpassen.
Auch wenn das nicht einfach ist, auch wenn auf der Datenautobahn dichter Verkehr und im Wohnzimmer dicke Luft herrschen: Halten Sie durch! Wir wollen Sie wiedersehen, wenn die Stadt erwacht. Und das wird sie.
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