Aufklärung

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"Ohrwaschl": Man kann sie von innen aushöhlen, aber es gibt keine Stopp-Taste für die EU
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Man muss Europa nicht lieben. Aber man muss wissen, dass es einst der weltweite Schrittmacher für Vernunft und gegen Vorurteile, für Toleranz und gegen Diskriminierung war. Man nannte diese geistige und soziale Strömung „Aufklärung“. Sie hat bis heute Gültigkeit.

Man muss die EU nicht lieben. Aber man muss wissen, dass die EU ein Friedensprojekt ist, eine über Jahrhunderte von klugen Köpfen ersehnte und angestrebte Vision, die in unserer Zeit – kurzfristig – Wirklichkeit geworden ist (schon Immanuel Kant forderte im 18. Jahrhundert eine völkerrechtliche Ordnung).

Dann kamen die nationalen Selbstvermarkter und begannen, die EU von innen auszuhöhlen. Sie setzten die Ordnung der Vernunft durch das Säen von Vorurteilen und diffusen Ängsten außer Kraft. Sie untergruben das Fundament der Aufklärung, indem sie spalteten und polarisierten, statt für Einigkeit und Toleranz einzutreten.

Man möchte ihnen zurufen: „Auch die Gegner der Aufklärung haben sich einst auf die Tradition berufen, um die neue Zeit aufzuhalten. Aber die Welt wird sich weiterdrehen – und Europa mit ihr.“ – Es gibt keine Stopp-Taste für die EU.

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