Anstoß: Immer wieder...

Wolfgang Winheim
Ein Stolperstart der Favoriten hat für den finalen WM-Verlauf oft nur bedingt Aussagekraft.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Als Italien 1982 in den ersten drei WM-Spielen sieglos blieb, klagte Inter-Mailand-Star Gabriele Oriali seinem Klubkollegen Herbert Prohaska am Telefon, dass das italienische Team völlig zerstritten sei. Drei Wochen später wurde Oriali mit Italien Weltmeister

2010 begann für den späteren Weltmeister Spanien die WM in Südafrika mit einem 0:1 gegen die Schweiz. Das sind nur zwei Beispiele dafür, dass ein Stolperstart von Favoriten für den finalen WM-Verlauf nur bedingt Aussagekraft hat.

Auch die Deutschen hatten sich, bevor sie 2014 Brasilien mit 7:1 deklassierten und das Finale gegen Argentinien gewannen, in der Gruppenphase mit einem 2:2 gegen Ghana begnügen müssen. Bis Samstag 22.55 schien es so, als könnte Deutschland 2018 nur den inoffiziellen Titel als “Weltmeister im Selbstzerfleischen“ verteidigen. Ob via Social oder Print-Medien, ob von Profi- oder Promi-Kritikern – allerorts ergoss sich Häme über Jogi Löw und seine Truppe. Darauf spielte Toni Kroos im ersten TV-Interview an, als er meinte, dass man auch vielen Leuten deren Schadenfreude verdorben habe.

Kroos leitete – untypisch für ihn – das schwedische Führungstor mit einem Fehlpass ein. Doch seine Schusstechnik, gleichgültig ob mit links oder rechts, ist einzigartig, Sein Freistoßtor in letzter Sekunde war ebenso wenig Zufall wie die Tatsache, dass die WM-Spiele von Legionären entschieden wurden, die in Madrid ihre Millionen verdienen. Vom Franzosen Griezmann (Atlético), vom Kroaten Modric (Real), vom Portugiesen Ronaldo und dessen deutschen Real-Mitspieler Kroos, der in Madrid nur dann Freistöße schießen darf, wenn Ronaldo fehlt. Sie alle könnte freilich Tottenham-Stürmer Harry Kane übertreffen und als erster Brite seit 1986 WM-Schützenkönig werden.

Seit Gary Lineker, der auch als TV-Moderator zum Star wurde und der immer wieder zitiert wird, seit er 1990 sagte:Fußball ist ein einfaches Spiel. 22 Männer rennen einem Ball nach. Und am Ende gewinnen stets Deutschen.“ In Sotschi waren es zum Zeitpunkt vom Siegestor nur noch 21.

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