Alles ist Wienerlied

"Tartarotti schaut fern": Die beste Festwochen-Eröffnung seit .... seit ... ich kann mich gar nicht an eine bessere erinnern.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Die Eröffnung der Wiener Festwochen sind oft das genaue Gegenteil der Festwochen selbst. Werden bei denen  eher turkmenische Performance-Pantomime-Aufführungen gezeigt, in Schwarz-Weiß und mit französischen Untertiteln, darf auf dem Rathausplatz üblicherweise ein verdienter Austropop-Veteran bekennen, dass er z. B. from Austria ist, oder andere Pop-Konsenskünstler feiern das eigene Durchhaltevermögen.

Umso überraschender war das, was heuer geboten wurde – nämlich ein von Ernst Molden kuratiertes, künstlerisch durchdachtes, aber trotzdem massenkompatibles Programm. Zum Ort passend schaute man sich an, was man unter dem Begriff „Wienerlied“ nicht alles finden könne.  Und da fand man einiges. Etwa die legendäre „Dudlerin“ Maly Nagl (interpretiert von Willi Resetarits). Man fand natürlich Lieder von Ambros und Heller.  Man fand Gedichte der unverzichtbaren Christine Nöstlinger, interpretiert von Gerald Votava und Ursula Strauss. Man fand die neuen, jungen, merk-würdigen Wienerliedsänger Voodoo Jürgens und Nino aus Wien. Man fand Weltmusik und Orient-Beats von der Rapperin EsRAP.

Und natürlich fand man auch noch Spuren von Klassenkampf (wo sonst, wenn nicht auf dem „roten“ Rathausplatz): Willi Resetarits und Gustav erinnerten an die „Proletenpassion“, Mira Lu Kovacs von Schmieds Puls bewies, dass in „Die Arbeiter von Wien“ immer noch genug Wut steckt.

Ein toller, gedanklich wie musikalisch hochwertiger Abend.

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