Achtung, Satire: Italienische Hände gegen englische Operlippe

Heute spielen zwei große Fußballnationen gegeneinander. Die einen können vor allem verteidigen, ihr Spiel ist von Gefühlsüberschwang gekennzeichnet, und wenn sie in den Strafraum kommen und sie dort jemand anhaucht, fallen sie oscarreif um und rollen sterbend Richtung Elfmeterpunkt.
Die anderen sind die Italiener.
Heute begegnen einander zwei große Nationen. Beide können gut Fußball spielen. Beide haben vor Kurzem Österreich (die größte aller Fußballnationen) nur knapp geschlagen. Und über beide kann man ziemlich gut Witze machen.
Die beiden Länder teilen Kernkompetenzen: Musik. Mode. Und gutes Essen. Okay, das Dritte war ein Witz. Während es in Italien nahezu unmöglich ist, schlecht zu essen, geht man in England entfernt ernährungsähnlichen Verrichtungen nach, bei denen in Fett ertränkte Fische, Pfefferminze und warmes Bier eine Hauptrolle spielen.
Oper vs. Beatles
Was die Musik betrifft, haben beide Nationen große Verdienste. Die Italiener haben die Oper erfunden (vorher sprachen die Menschen normal miteinander, nicht singend), die Engländer die Beatles. Beide Erfindungen machten die Welt zu einem erfreulicheren Ort.
Die Italiener haben außerdem die Mode erfunden (vorher gingen die Menschen nackt), die Engländer haben sie in Richtung Maßanzüge, merkwürdige Hüte und Regenschirme erweitert.
Beide Länder haben außerdem viel dazu beigetragen, die Rechtssprechung und das Bankwesen voranzutreiben, wobei die Italiener in den Bereichen organisierte Kriminalität und Korruption erfolgreicher sind, die Engländer dafür an der Börse.
Die Italiener sprechen Italienisch, was so ähnlich ist wie Latein, nur ganz anders. Wobei es genau genommen so etwas wie Italienisch gar nicht gibt. Jede Region, jeder Bezirk, jedes Dorf spricht einen ganz eigenen Dialekt, den ein paar Kilometer weiter schon niemand versteht. Das, was heute als Italienisch gilt, ist in Wahrheit Toskanisch. Meine Ex-Freundin sprach einmal mit einem Italiener aus dem Aostatal, der eine Art italienisches Französisch verwendete, brasilianisches Portugiesisch – was er für einen süditalienischen Dialekt hielt und erstaunlich gut verstand.
Aber auch die Engländer verwenden bemerkenswert unterschiedliche Dialekte, die eher an eine Kehlkopfentzündung erinnern, denn an eine Sprache: Cockney, Liverpudlian, Mancurian, Schottisch, Walisisch. Man bekommt es nur nicht so mit, weil der Engländer gerne schweigt.
Die Italiener sprechen am liebsten mit Händen und Füßen, und das sehr schnell und laut. Das wichtigste Vokabel ist dabei das Schütteln beider Hände mit zusammengeführten Fingerspitzen – das heißt „Mama Mia!“ und kann nahezu alles bedeuten.
Auch die Engländer verwenden Hände und Füße, und zwar, um zu schweigen. Wenn der Engländer sagt „it’s a pity, isn’t it?“, kommt das einem extremen Gefühlsausbruch gleich und bedeutet: Das Auto ist kaputt, das Klo verstopft, die Frau hat einen anderen, ein Satellit hat das Haus getroffen und der Lieblings-Corgie der Königin hat Blähungen.
Das italienische Lebensgefühl heißt „Italianità“ und bedeutet: Man liegt am Strand/fährt Vespa/isst ein mintgrünes Eis und ist dabei dekorativ. Das englische Lebensgefühl heißt „stiff upper lip“ und bedeutet: Man rechnet mit dem Schlimmsten, bekommt auch das Schlimmste, bewahrt aber Haltung und trinkt Tee, während die Atombomben fallen.
Auto vs. Schiff
Die Italiener sind sehr gute Autofahrer, man merkt es nur nicht, weil für sie der Blechschaden eine Form der Kommunikation ist. Die Engländer fahren auf der falschen Seite, sie merken es nur nicht, weil sie meistens mit dem Schiff unterwegs sind.
Die Italiener ernähren sich von Kaffee, Teigwaren und der Liebe ihrer Mütter. Engländer ernähren sich von Gin-Tonic, Nebel und Zeitungsschlagzeilen bezüglich des originellen Paarungsverhaltens ihrer Königsfamilie.
Aber beiden Völkern ist eines gemeinsam: Fußball ist eine sehr ernste Sache. Egal, wer gewinnt, die Italiener werden weinen. Und die Engländer werden etwas trinken.
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