Zwei Jugendliche überwinden die alte Feindschaft

Katharina Stadtmann als Ronja und Harwin Kravitz als Birk
Astrid Lindgrens "Ronja Räubertochter" eröffnet in einer begeisternden Inszenierung die neue Theater-der-Jugend-Saison in Wien.

„Jede Wolke erzählt eine Geschichte“, beginnt Glatzen-Per von der Leinwand zu erzählen. Während sich in seinen Händen zwei Wolken scheinbar in Gruppen von Menschen verwandeln, schildert er den Beginn von Astrid LindgrensRonja Räubertochter“: Zwei verfeindete Räuberbanden, eine ur-arge Gewitternacht in der einerseits Burg und Berg gespalten werden und andererseits (nicht nur) Ronja geboren wird.

Der fast poetisch, sanfte Start der Eröffnungsproduktion der neuen Theater-der-Jugend-Saison geht mit dem Live-Auftauchen des genannten Erzählers auf der Bühne über in eine zumeist rasante, stark körperbetonte und doch immer wieder auch Platz für zarte Gefühle lassende zweistündige (eine Pause) Version des Lindgren-Klassikers (Bearbeitung: Barbara Hass, Regie: Yüksel Yolcu). Der noch ziemlich junge Jakob Elsenwenger (26) spielt sehr überzeugend den alten, weisen Angehörigen der Mattis-Bande, der den fast kriegerischen Streit so satt hat.

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Brücke statt Mauern

Recht jung und genauso stark in ihren Rollen sind Katharina Stadtmann als aufgeweckte, zumeist unbekümmerte, mutige und sture Ronja sowie Harwin Kravitz als Birk, der ebenfalls aus den Zwängen der seit Generationen festgeschriebenen Feindschaft der Mattis- und der Borka-Banden ausbricht. Die beiden überwinden aber nicht nur die Vorurteile gegenüber „den anderen“, das „wir“ und „die“. Am Ende wird sogar eine Brücke über den Graben gebaut, womit der Regisseur wohl das markanteste Symbol für den Bezug zu heute herstellt, ohne dies als Fremdkörper aufzusetzen. Brücken statt Mauern!

Die beiden Hauptfiguren durchbrechen aber auch die Rollenzurschreibungen für Mädchen und Buben – ohne dass dies auch nur ansatzweise krampfhaft wirkt, indem immer wieder auch sie ihn aus brenzligen Situationen rettet, er aber auch sie. Und indem Birk ebenso Gefühle zulässt und nicht den starken Jungen raushängen lässt wie die Altvorderen. Dennoch bleibt auch Zeit und Raum für Brüche der Entwicklung von Ronja und Birk. So setzen sie mit einem kleinen Streit darum, wer schuld daran hat, dass sie das fürs Überleben im Wald wichtige Messer scheinbar verschmissen haben, ihre Annäherung fast aufs Spiel.

Szenenfotos aus der Aufführung

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Zwei Jugendliche überwinden die alte Feindschaft

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Raum und Zeit

Die Inszenierung lässt aber neben der Grundgeschichte noch Platz für so manche humorvolle Szenen nicht zuletzt mit den aus dem Bühnenboden auftauchenden Rumpelwichten (gespielt von Ensemblemitgliedern) – mit Masken, einem der Kennzeichen für einige der bisherigen Arbeiten des Berliner Regisseurs.

Die stets fast gleichbleibende schräge Bühne verwandelt sich „nur“ durch Licht (Lukas Kaltenbäck) und hin und wieder durch manchen Stöcke oder vorhangartig hin und hergeschobene Teile vom Steinsaal der Burg in den Wald (Ausstattung: Ulv Jakobsen). Die Herausforderung, auf einer steilen Bühne zu spielen, veranlasste die Kinder-Reporter_innen von SchauTV zu einer ihrer Fragen. Zur Geschichte über diesen probenbesuch geht’s hier:

Infos: Was? Wer? Wann? Wo?

Ronja Räubertochter
von Astrid Lindgren
in der Bearbeitung von Barbara Hass
6 bis 10 J. ca. 2 Stunden (Eine Pause)

Regie: Yüksel Yolcu
Es spielen:
Ronja: Katharina Stadtmann
Birk: Harwin Kravitz
Mattis: Frank Engelhardt
Lovis:  Patricia Nessy
Glatzen-Per: Jakob Elsenwenger
Borka: Sebastian Thiers
Undis: Karoline-Anni Reingraber
Klein-Klipp, ein Mattisräuber: Kaj Louis Lucke
Pelle, ein Mattisräuber / Storkas, ein Borkaräuber: Michael Schusser
Tjegge, ein Mattisräuber / Labbas, ein Borkaräube: Jan Walter
Graugnome / Wilddruden / Rumpelwichte: Ensemble

Ausstattung: Ulv Jakobsen
Licht: Lukas Kaltenbäck
Musik: Paul Brody
Videoprojektionen: Christoph Schwarz
Dramaturgie: Clemens Pötsch
Figurenbau: Julia Elisabeth Beyer
Bewegungs- und Kampfcoach: Mel Stein
Assistenz und Inspizienz: Eva Maria Gsöllpointner
Hospitanz: Greta-Mattea Wieland

Wann & wo?

Bis 11. November 2018
Theater der Jugend Wien, Renaissancetheater: 1070, Neubaugasse 36
Telefon: (01) 521 10-0
www.tdj.at

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