Wann kommen endlich „Die guten Tage“?

Screenshot aus einem Video eienr Szenen-Probe
Salzburger Toihaus-Theater: Proben via Jitsi und Skype – gleichzeitig waaaaarten auf live-Arbeit am Stück. Interview und Tagebuch.

Am 24. April hätte im Salzburger Toihaus-Theater die Uraufführung des Stücks „Die guten Tage“ über die Bühne gehen sollen. Abgesagt, Eh schon wissen…

Klarerweise wäre demnach in den vergangenen Wochen intensiv geprobt worden. Wurde teilweise auch. Mit den Mitteln der zur Verfügung stehenden und vielfach in anderen Zusammenhängen – Home-Schooling und –Office angewandten Technologien. Wie aber schaut das bei Theater-Proben aus?

Das wollte der Kinder-KURIER wissen und führte eher am Beginn der intensiven Online-Proben ein Telefoninterview mit der Regisseurin Felicitas Biller. Nun knapp vor der – natürlich abgesagten bzw. in die nächste Saison verschobenen – Premiere schickt uns die Regisseurin eine Art zusammengefasstes, bereits reflektiertes, Tagebuch der Schauspieler_innen und Musiker_innen - Dominik Jellen, Max Pfnür, Gudrun Plaichinger (beides) und Fabian Schober (Musik und Video) - sowie von ihr selbst. Siehe weiter unten.

Bei dem Stück handelt es sich um eine dramatisierte Fassung des Romans „Die guten Tage“ von Marko Dinić. Er arbeitet gemeinsam mit der Regisseurin Felicitas Biller an der Theaterversion.

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Ungewohnte Proben-Situation

Große Umstellung

Alles ziemlich neu und ungewohnt war diese Umstellung gerade in den ersten Tagen und Wochen. Theaterleute, ja Theater insgesamt, lebt vom Live-Erlebnis – sowohl der Akteur_innen als auch des Publikums. Gerade letzteres wurde/wird ja als der Vorteil, der Gewinn gegenüber beispielsweise Filmen genannt. Für all jene Theater, die keine „vierte“ Wand, also eine unsichtbare Mauer zu den Zuschauer_innen aufbauen, wird so auch jede Vorstellung eine andere – Reagieren auf Reaktionen aus dem Auditorium…

„Wir haben mit Interviews über die einzelnen Figuren, also die Rollen begonnen – manchmal alle miteinander, oft auch in kleineren Gruppen“, so die Regisseurin in der dritten Probenwoche zum Kinder-KURIER. Auch Musikstücke wurden auf diesem Weg den anderen zu Gehör – und Gesicht – gebracht. Zur Musik gehört auch ein serbisches Lied.

Wann kommen endlich „Die guten Tage“?

Blick auf einige Gesichter der Mitwirkenden

Gemma Jitis und Skype

Treffpunkt war und ist die Plattform Jitsi.org. Auf diesem Weg wurde auch ein Bühnenmodell gezeigt und dazu äußerten die Mitwirkenden ihre die Überlegungen. Überlegt wurden auch kurze Videos zu drehen mit kleinen Spielfiguren auf diesem Bühnenmodell.

„Aber fürs live spielen, wird dann doch auch in den Proben die Unmittelbarkeit, das miteinander spielen, das aufeinander eingehen wichtig sein, also die einzelnen Momente“, so die Regisseurin. Deshalb kann sie sich auch absolut nicht vorstellen, auf diesem Weg, in diesem Medium „fertig“ zu proben und dann gleich zu spielen. Analoge, gemeinsame Proben braucht es jedenfalls, bevor die – verschobene – Premiere stattfinden wird können.

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Hintergrund

Zum Roman
Ein junger Mann reist für das Begräbnis seiner Großmutter zurück in seine Heimatstadt Belgrad, die er zehn Jahre zuvor auf der Suche nach einem neuen, glücklichen Leben in Wien verlassen hatte. Aber selbst im Exil begleiten ihn die Schatten seiner Herkunft.

Im „Gastarbeiterexpress“, dem Bus, der täglich zwischen Wien und Belgrad verkehrt, nehmen die Erinnerungen der Vergangenheit Form an: Seine Schulzeit, seine Familie und der Balkankrieg werden wieder lebendig, lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Dabei ringt er um seine Identität, sucht nach Antworten, will verstanden werden.

Der Autor wurde 1988 in Wien geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Belgrad. Er studierte in Salzburg Germanistik und Jüdische Kulturgeschichte. „Die guten Tage“ war sein erster Roman.

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Marko Dinić
Die guten Tage
Roman
240 Seiten
Verlag Paul Zsolnay
Gebundene Ausgabe: 22,70 €
eBook: 16,99 €

Leseproben
Thalia.at -> ca 30 Seiten

Ca. 13 Minuten Video: Lesung durch den Autor selbst: Zehnseiten.de -> Marko Dinic: Die guten Tage

Hier unten geht's zu einer kürzeren (knapp 3 1/2-minütigen) Lesung des Autors aus seinem Roman

Bühnen-Version
Mit Sprache, Musik und Film werden „Die guten Tage“ erstmals auf die Bühne gebracht.
Der 2019 bei Zsolnay erschienene Debütroman wird von der Regisseurin Felicitas Biller und dem Autor Marko Dinić in einer Fassung für die Bühne adaptiert, die sowohl die vielseitigen Aspekte des Romans aufgreift, als auch dem Ansatz einer spartenübergreifenden Vereinigung verschiedener Kunstformen gerecht werden soll.

Um dem in diesem Werk gezeigten Bild einer traumatisierten Generation nachzuspüren, reiste ein Teil des Produktionsteams bereits im November 2019 zur Recherche nach Belgrad. Dort wurden Schauplätze des Romans besucht sowie Video- und Sound-Material gesammelt, das in Verknüpfung mit Originalaufnahmen aus der Zeit des Belgrader Bombardements in die Inszenierung miteinfließen wird – denn gerade die mediale Manipulation nahm im Balkan-Konflikt eine zentrale Rolle ein.

Die guten Tage
Dramatisierung des gleichnamigen Romans von Marko Dinić

Bühnenfassung: Felicitas Biller, Marko Dinić
Regie: Felicitas Biller

Spiel: Dominik Jellen, Max Pfnür, Gudrun Plaichinger
Musik: Gudrun Plaichinger, Fabian Schober
Video: Fabian Schober
Bühne: Dominik Jellen
Licht und Technik: Alexander Breitner, Robert Schmidjell

Wann und Wo?
Voraussichtlich im Frühjahr 2021!
Toihaus Theater: 5020 Salzburg, Franz-Josef-Straße 4
Toihaus.at

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