Burgenland in Bewegung

Besten Tag ins Burgenland!

Liebe Burgenländerinnen und Burgenländer, 
und alle anderen Menschen, die im ziemlich sicher schönsten Bundesland Österreichs eine Bleibe haben ...

Eine Woche der Paukenschläge in der "stillen Adventzeit" - und eine Woche, in der das Land wieder einmal über Anstand und Verantwortung diskutiert. Und in der es einen durchaus überraschenden Abschied gab ...


Wenn der Klubchef die Seiten wechselt

Donnerstag im Landtag: Die Budgetdebatte nahm ihren Lauf. Doch gegen Mittag war es vorbei mit der Beschaulichkeit: Norbert Hofer, FPÖ-Klubobmann, Ex-Parteichef und Präsidentschaftskandidat, kündigte an, er denke „ernsthaft“ über einen Abschied aus der Politik nach.

Noch am selben Tag war nach exklusiven KURIER-Recherchen klar: Hofer zieht es in die Privatwirtschaft, genauer gesagt zur Binder-Leitl Investment GmbH, einer Beteiligungsgesellschaft mit illustren Gesellschaftern von SPÖ bis ÖVP. Ab Jänner wird er dort zweiter Geschäftsführer.

Damit verliert die FPÖ Burgenland ihren Klubchef – und das überraschend. Ob Hofer sein Landtagsmandat behält, will er bis Jahresende entscheiden. Seine Nachfolge bleibt offen. Der Landtagsklub zeigte sich überrascht, Landtagsparteiobmann Alexander Petschnig kündigte eine Entscheidung der Parteigremien im neuen Jahr an.

Ein politischer Rückzug? Vielleicht einer mit Hintertürchen: Für die Bundespräsidentenwahl 2028 schließt Hofer eine Rückkehr in die Spitzenpolitik nicht aus.


Die Holding sucht – und sucht weiter

Während die Freiheitlichen also sortieren, ringt die Landesholding Burgenland weiter mit einer offenen Führungsfrage. Seit dem Abgang von Hans Peter Rucker im Sommer ist TU-Professor Gerald Goger alleiniger Geschäftsführer.

Die Ausschreibung der kaufmännischen Leitung? Ursprünglich für Herbst angekündigt, nun auf unbestimmte Zeit verschoben. Stattdessen bleibt Rucker vorerst als Konsulent tätig – offiziell, um „Kontinuität zu gewährleisten“.

Angesichts von 2,18 Milliarden Euro Finanzschulden, von denen 71 Prozent auf die Holding entfallen, wäre personelle Klarheit allerdings dringend gefragt. Intern heißt es, mehrere potenzielle Kandidaten hätten abgesagt. Immerhin: In der Kommunikationsabteilung hat sich mit Lisa Gojakovich, Ex-SPÖ-Sprecherin, bereits frisches Personal eingefunden.


Das Komturkreuz und der Konflikt

Ein weiteres Thema, das im Land politische Wellen schlug: die Verleihung des Komturkreuzes des Landes Burgenland an Andreas Dietz, jenen deutschen HNO-Arzt, der Landeshauptmann Hans Peter Doskozil medizinisch betreut.

Während Doskozil die Auszeichnung als „symbolische Geste“ zur Förderung internationaler Kontakte versteht, sprechen Opposition und Liste Burgenland von einer „inakzeptablen Entgleisung“. ÖVP-Klubchef Bernd Strobl und Manfred Kölly (LBL) sehen eine „Herabwürdigung“ echter Lebensleistungen.

Auch von NEOS und FPÖ kam Kritik – Norbert Hofer kritisierte, dass das Komturkreuz „kein Privatorden des Landeshauptmannes“ sei.


Wenn Kinder schweigen – und dann endlich sprechen

Tief bewegt hat ein Bericht über eine 21-jährige Burgenländerin, die nach Jahren des Schweigens über den sexuellen Missbrauch durch ihren Stiefvater sprach. Ihr offenes Auftreten soll anderen Opfern Mut machen, sich ebenfalls zu äußern.

„Ich will, dass solche Straftaten nicht ungesühnt bleiben“, sagt die junge Frau, die sich nun rechtlich und therapeutisch Unterstützung holt. Ihr Mut, öffentlich aufzutreten, hat im Land für Respekt, aber auch Nachdenklichkeit gesorgt – über Verantwortung, Zuhören und das, was hinter verschlossenen Türen oft unbemerkt bleibt.


Phönixhof: Kinder, die „nach Hause“ wollen

Und schließlich sorgt der Fall der sozialtherapeutischen Einrichtung Phönixhof in Forchtenstein weiter für Diskussionen. Das Land hatte sieben Kinder und Jugendliche kurzfristig aus der Einrichtung geholt – laut Aufsicht wegen Mängeln in Betreuung und Struktur.

Die pädagogische Leiterin Nora Gebhardt weist die Vorwürfe zurück und möchte das Gespräch mit dem zuständigen Landesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) suchen – bisher vergeblich. Ihre Hand bleibe „ausgestreckt“, sagt sie.

Für einige Kinder, die seit Jahren dort lebten, sei der abrupte Abbruch schwer zu verkraften. Ob und wie es für den Phönixhof weitergeht, entscheidet sich im Jänner – und könnte für viele Beteiligte zur Frage von Vertrauen und Verantwortung werden.


Wenn Sie diese Woche eines mitnehmen wollen, dann vielleicht dieses: Mut ist ansteckend.


Ein angenehmes Wochenende und einen guten Start 
in die nächste Woche wünscht Ihnen

Michael Pekovics
Teamleiter KURIER Burgenland


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