Von Fiji bis Norwegen: Mineralwasser als Trend-Produkt

Von Fiji bis Norwegen: Mineralwasser als Trend-Produkt
Teure Wasserimporte im Supermarkt und Wasser-Sommeliers im Spitzenrestaurant - Wasser wurde zum Trendprodukt.

I n Supermärkten häufen sich Angebote aus allen Ecken der Welt: von den Fidschi-Inseln über Ka nada bis Japan. Wir reden hier nicht über ein gut bestücktes Weinsortiment, sondern über – Was ser. In vielen Luxus-Restaurants wie dem Berliner Adlon oder dem Atlantic Kempinsky in Hamburg räumt man dem farb- und vermeintlich geschmacklosen Getränk seit Jahren viel Platz ein.

Eine eigene Wasserkarte, zumeist mit einigen ausgewählten Marken – das ist in vielen Top-Restaurants ein Symptom für die zunehmende Wertschätzung von Wasser, auch abseits der Spitzengastronomie. In den vergangenen Jahren hat es sich vom schnöden Durstlöscher rasant zum Lifestyle-Produkt entwickelt. Kaum jemand, der nicht mit schicker Wasserflasche aus dem Haus geht oder einen gut gefüllten Wasserkrug (vielleicht mit ein paar Zitronenscheibchen) auf dem Büro-Schreibtisch stehen hat. Das ist eine deutlich sichtbare Folge des ge stiegenen Gesundheitsbewusstseins.

Interesse der Gäste

Den Wandel merkt auch Gastronomin Birgit Reitbauer vom Wiener Vier-Hauben-Restaurant Steirereck : „Grundsätzlich hat sich die Sichtweise und das Interesse unserer Gäste an Produkten und Herkunft entscheidend verändert. Es wird mehr nach- und hinterfragt, das Wissen der Gäste über die Produkte ist breiter und tiefer ge worden, was natürlich auch beim Thema Wasser nicht Halt macht.“ So weit wie im Berliner Adlon geht man hierzulande aber nicht. „Da die Auswahl an Produkten in unserem Haus sowieso schon immens ist, sind wir beim Thema Wasser zurückhaltend“, erklärt Reitbauer die Philosophie des Hauses. Man setze daher auf „eine kleine, feine Wasserauswahl sowohl an nationalen wie internationalen Marken“. Das „Hauptwasser“ sei aber eine österreichische Mineralwasser-Marke.

Wassersommeliers

Ob in der gehobenen Gastronomie, aus dem Supermarkt oder einfach aus dem Wasserhahn: Wasser ist nicht gleich Wasser. Durch die Zusammensetzung an Mineralien ergeben sich bei den Trinkwässern unterschiedliche Geschmackseigenschaften. Da geht es weniger um Qualitäten wie „prickelnd“ oder „still“. Vielmehr soll die jeweils ideale Begleitung zu Speisen – und auch Wein – gefunden werden.

Der Wassersommelier

Sogenannte Wassersommeliers, die nach einer speziellen Ausbildung beratend in der Gastronomie tätig sind, erklären die Eigenschaften. Ein stark mineralisiertes Wasser kann etwa Gerbstoffe und Säure im Wein betonen, ein weniger mineralisiertes harmoniert besser mit Fisch und Gemüse. Das merkt man auch beim Spezialitäten-Händler Meinl am Graben . „Manche Kunden schwören darauf, dass bestimmte Wässer zu bestimmten Gerichten passen“, heißt es. Sportlich Aktive würden wiederum zu magnesiumreichem Wasser greifen. Mit so genannten „Wasser plus“- oder „Near Water“-Produkten, die mit Frucht- oder Kräuterkon zentraten verfeinert werden, wollen Mineralwasser-Pro duzenten ihre Umsätze wei ter stei gern.

Weitgereist von den Fidschi-Inseln

Bei der jüngeren Kundschaft zählt oft der Trend-Faktor. „Viele wollen mal was ausprobieren. Manche Sor ten wie Voss (0,375 l um 2,79 €) aus Norwegen sind sehr beliebt, weil die Flasche sehr schick ist“, heißt es bei Meinl. Ganz oben in der Gunst steht seit einiger Zeit Fiji (0,5 l um 2,69 €) von den Fidschi-Inseln, das in mehr als 50 Ländern vermarktet wird und das Liebhaber wegen seiner ungewöhnlichen Weichheit schätzen. Das Wasser entspringt einer natürlichen, vulkanischen Quelle im bisher von Umweltschäden verschont gebliebenen Regenwald.

Dazu kommt ein Marketing, das suggeriert, der aufkommende Fernweh-Durst ließe sich ganz leicht mit einer Flasche Wasser stillen. Ein Gesundheitsaspekt fehlt auch nicht: Das Inselklima sorgt für einen hohen Anteil an Silizium, das Haare und Nägel stärkt. Angekurbelt wurde der Hype ums Vulkan-Wasser nicht zuletzt von gesundheitsbewussten Hollywood-Promis, die sich gern mit den Fla schen ablichten lassen.

Ökobilanz

Schlechte Ökobilanz

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten und der heißt im Fall von weit gereistem Wasser: Ökobilanz. Gerade in einem Land mit qualitativ hochwertigem Wasser wie Österreich klingt es wie ein Hohn, Wasser um die halbe Welt zu transportieren. Das kritisieren Umwelt- und Verbraucherschützer schon lange. Mit heimischem Wasser lebt man auch aus anderen Gründen nachhal ti ger. Ein Test des Vereins für Konsumentenschutz ergab, dass stille Wasser in vielen Belangen kaum besser abschneiden als Leitungswasser. Fazit der Tester: „Die Wahrscheinlichkeit, dass das Trinkwasser aus Ihrer Wasserleitung einen ähnlichen Mineralstoffgehalt hat, wie die untersuchten Mineralwässer, ist hoch.“

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