Diese Marken schummeln: Tiramisu aus Wasser und Glukosesirup

In einfach herzustellenden Lebensmitteln stecken oft wahre Zutatencocktails, kritisieren Konsumentenschützer.

Algen im Mousse au Chocolat, Farbstoffe im Erdbeerjoghurt oder Erdnussöl im Vanilleeis: Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) untersuchte im Juni und Juli die Zutatenlisten und Verpackungsgestaltung von Erdbeerjoghurt, Mousse au Chocolat, Pesto, Tiramisu, Vanilleeis und Vanillemilch.

Das auffälligste Ergebnis der Analyse von 80 Produkten war, dass vor allem Speisen, die sich mit wenigen Zutaten herstellen lassen, erstaunlich komplex zusammengesetzt sind. Je nach Hersteller wurden beim Vanilleeis beispielsweise zwischen fünf und 24 Inhaltstoffe gezählt.

Besonders frech: Drei von sieben Tiramisus enthielten hauptsächlich Wasser und Glukosesirup statt Mascarpone, obwohl die Hersteller ihre Produkte auf der Verpackung unter anderem mit "Autentica Ricetta Italiana" (original italienisches Rezept) oder "hergestellt in einem kleinen italienischen Betrieb" ausgelobt hatten.

"Ein nüchterner Blick auf die Zutatenliste lohnt sich", betont VKI-Ernährungswissenschafterin Katrin Mittl-Jobst "denn die Gestaltung der Verpackung sagt nichts über die tatsächliche Zusammensetzung der Lebensmittel aus. Berechtigte Erwartungshaltungen von Konsumenten werden hier oft enttäuscht."

Im Pesto steckte meistens Sonnenblumenöl, im Vanilleeis Erdnussöl

Pesto alla Genovese: Acht von den 13 erhobenen Produkten enthielten hauptsächlich Sonnenblumenöl statt Olivenöl. Bei elf Produkten wurden zudem Cashewkerne ergänzend oder anstelle der sonst üblichen Pinienkerne verarbeitet. Zwischen sechs und 14 Inhaltsstoffen machte Mittl-Jobst ausfindig.

Mousse au Chocolat: Sieben Produkte untersuchten die Konsumentenschützer: Beim Mousse au Chocolat von Milka steht die Zutat Wasser an erster Stelle. Unter den 17 verwendeten Zutaten finden sich zum Beispiel Speisegelatine, Palmöl, verarbeitete Algen, Aroma und ein Schaummittel. "Das gilt aber ohnehin für alle Mousse au Chocolat aus dem Supermarkt. Wer keinen Zutatencocktail möchte, bereitet sie am besten selbst zu."

Tiramisu: Das österreichische Lebensmittelbuch schreibt beim Tiramisu dem Mascarpone eine tragende Rolle zu, ebenso wie die traditionellen italienischen Rezepte. Die Analyse ergab allerdings, dass der Mascarponeanteil der sieben erhobenen Produkte nur zwischen 5,9 und 64 Prozent liegt. Drei Produkte bestanden zudem hauptsächlich aus Wasser und Glukosesirup: Billa, Bontà Divina und Merkur Immer Gut. Obwohl gerade diese mit starkem Italien-Bezug werben.

Vanilleeis: Besonders große Unterschiede gibt es bei der Zutatenliste von Vanilleeis: Mit den wenigsten Zutaten, nämlich fünf und auch ohne Zusatzstoffe, kommt Spar Natur Pur aus. Mit 24 Zutaten führt allerdings Spar Premium die Rangliste an – unter anderem mit dem Bestandteil Erdnussöl. Bei vielen Produkten sind Vanilleblüten oder Vanilleschoten auf der Verpackung abgebildet. "Konsumenten sollten sich dadurch aber nicht in die Irre führen lassen", meint Mittl-Jobst. "Auch Aroma kann hier für den typischen Geschmack sorgen." Sechs von insgesamt 21 Produkten kamen nicht ohne Aromen aus, vier Produkte wurden zudem gefärbt.

Diese Marken schummeln: Tiramisu aus Wasser und Glukosesirup

Erdbeerjoghurt: 17 von 23 Erdbeerjoghurts enthalten Aromen. Jene, die darauf verzichten, sind meist biologisch erzeugt. "Es zahlt sich also aus, auf Bio zurückzugreifen, wenn man keine Aromen in seinem Joghurt haben möchte." Doch auch die "richtige" Farbe ist beim Erdbeerjoghurt entscheidend: Alle 23 Joghurts enthalten Pflanzen(saft)konzentrate wie von Karotte, Rote Rübe oder Aronia, die zum Färben von Lebensmitteln eingesetzt werden.

Vanillemilch: Nicht zuletzt kann auch ein simples Produkt wie Vanillemilch, die nur aus Milch, Zucker, Vanille bzw. Vanillezucker besteht, eine Reihe von Zutaten und Zusatzstoffen aufweisen. Die Vanillemilch von Müller besteht aus 13 Inhaltsstoffen, der Schärdinger Vanilletraum aus zwölf Zutaten. Sieben von 9 Produkten sind aromatisiert und ebenfalls sieben kommen nicht ohne färbende Zutaten oder Farbstoffe wie Carotin aus.

Tipp: Weitere Details lesen Sie ab 29.8. in der September-Ausgabe Konsument und auf www.konsument.at

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