Der Babykarotten-Schwindel: Was ist dran?

Der Babykarotten-Schwindel: Was ist dran?
Gibt es nun Babykarotten oder gibt es sie nicht? Der KURIER-Check.

Zuletzt sorgte ein Artikel der Washington Post (der Kurier berichtete) im Netz für irritierte Konsumenten. In diesem wurde beschrieben, wie die Mini-Karotten tatsächlich entstehen: Aus normal großen Karotten nämlich, die geschält, zerkleinert und schließlich in die typische Babykarottenform gebracht würden. Die Idee eines findigen Amerikaners, der auf diese Weise weniger perfekt gewachsene Karotten vor der Entsorgung rettete und so seinen Absatz steigerte. Ideal dafür sei die Sorte "Imperator", die sehr süß schmecke und eine besonders kräftige Farbe hätte. Eine (Ent)Täuschung für/von Menschen, die glauben, Babykarotten gäbe es tatsächlich. Beziehungsweise, sie würden tatsächlich besonders junge bzw. extra kleine Karotten kaufen.

Der Babykarotten-Schwindel: Was ist dran?
Vorweg: Es stimmt schon - eine Karottensorte namens " Babykarotten" gibt es tatsächlich nicht, aber es gibt spezielle Sorten, die besonders zart sind und auch früher geerntet werden können. Aber wie genau ist das nun mit Babykarotten, die in Österreich angeboten werden? Gibt es diese zarten und beliebten Karotten tatsächlich oder kommen bei uns auch auf mini gepimpte Exemplare in die Packung bzw. ins Sackerl? Kurier.at hat nachgefragt:

Fakt Nr. 1: Karotten wachsen in allen Größen und Formen:

Von den kleineren Bundkarotten bis zu ausgewachsenen Exemplarten gibt es eine enorme Vielfalt an Sorten Sogar "Bällchen"-Karotten existieren: Etwa die Sorte "Pariser Markt",sehr kleine und vor allem runde Karotten. Die im Kontext der Babykarotten erwähnte Sorte "Imperator" ist besonders schlank und gilt in Fachkreisen als sogenannte Snackkarotte, die in mundgerechten Stücken angeboten wird. Solche Karotten werden auch häufig als "baby-cut" (siehe Bild oben) angeboten.

Fakt Nr. 2: Die Situation in Österreich

Der Babykarotten-Schwindel: Was ist dran?
Hierzulande landen aber auch früher geerntete und besonders zarte Sorten in den Packungen. Laut Sprecherin Ines Schurin wird etwa für die Marke " Ja natürlich Babykarotten“ eine geeignete Sorte verwendet, die sich durch eine schmale zylindrische Form auszeichnet. „Durch die schmale Form der Karotte wird mehr Saatgut für ein Feld verwendet, weshalb die Bio-Karotten per se schon dünner wachsen. Zudem werden die Karotten früher geerntet, der Länge nach geschnitten und – wie generell bei Tiefkühl-Karotten üblich – gewaschen und geschält.“ In mundgerechte Stücke werden sie dennoch geschnitten: "Abschließend wird diese noch in höchstens 5 cm Abständen gestückelt. Etwaige Erdenteile, Karottenköpfe und -spitzen sowie Schalenteile werden kompostiert."
Der Babykarotten-Schwindel: Was ist dran?
Bei der Firma Iglo setzt man laut Firmensprecherin ebenfalls auf eine besonders zarte und etwa bleistiftdünne Karottensorte namens "Amsterdamer Type", die als Tiefkühl-Babykarotte angeboten wird. Auch sie wird geschnitten und mit einer speziellen Maschine dampfgeschält, wodurch die Rundungen entstehen - sodass sie die für Babykarotten typische Form bekommen.
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Für die unter der Marke "Chef Menü" der Firma Delikatessa Gmbh angebotenen Babykarotten im Sackerl (ein Convenience-Produkt) wird tatsächlich die erwähnte Sorte "Imperator" verwendet. In einer Stellungnahme von Rewe heißt es: "Diese Sorte zeichnet sich durch ihren hohen Ertrag, den Geschmack und ihre Konsistenz aus. Sie wird üblicherweise einerseits für geschnittene bzw. geriebene Karotten verwendet und andererseits für Baby- bzw. Snackkarotten. Für die Babykarotten werden die Karotten nach der Ernte zuerst kühl gelagert. Dann folgen Wasch- und Schälvorgänge, Schneiden, Wiegen und Abpackung. Es werden keinerlei Zusatzstoffe zugesetzt."

Fakt Nr. 3: Alles nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig.

Die Geschichte um den Babykarotten-Schwindel ist in Teilen schon richtig, aber nicht 1 : 1 auf Österreich umzulegen.

Fakt Nr. 4: Karotten sind gesund

Im Jahr 2008 wurden Karotten von konsument.at unter die Lupe genommen. Fazit: "Karotten sind nicht nur gesund, sondern ihr Genuss ist in der Regel auch unbedenklich: Sie zählen zu jenen Gemüsesorten, die – ob Bio oder nicht – nur wenig mit Pflanzenschutzmittel-Rückständen, Nitrat und Schwermetallen belastet sind."

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