
50 Jahre Yps: Das Kult-Comic feiert ein Comeback
Yps feiert sein 50 Jahre-Jubiläum mit einer Jubiläumsausgabe. Natürlich mit „Gimmick“. Eine Lesereise in eine heile Welt.
In den Siebzigerjahren war die Welt noch eine andere. Es gab kein Internet, kein Smartphone, keine Videospiele. Die Welt, sie war analog, also real. Als Kind spielte man im Hof Fangerl oder Cowboy und Indianer. Es gab Playmobil, Hörspiele, und im Fernsehen liefen für kleine Zuseher der Kasperl, Pippi Langstrumpf und „Die Sendung mit der Maus“. Und dann gab es zur Unterhaltung noch „Yps“: Am 13. Oktober 1975 erschien das erste Heft und versetzte Kids in Hochstimmung – mit witzigen Comics und beigestellten Spielzeugen, sogenannten Gimmicks.
„Das war neu, das gab es bis dahin nicht und Yps war Vorreiter – heute machen das viele Kinderzeitschriften“, weiß Johannes Kanty. Der Deutsche ist Yps-Redakteur und weiß noch, wie die Welt damals so war, für Kinder.
„Wir hatten drei Fernsehsender und nicht hundert, kein Streaming-Angebot und natürlich kein TikTok.“ Warum er in die Vergangenheit zurückblickt hat seinen guten Grund: Yps ist in der Trafik wieder erhältlich. Zum 50-Jahre-Jubiläum erscheint das legendäre Magazin im Doppelpack.
Das eine Heft ist eine Zeitreise in die Welt der Siebziger- und Achtzigerjahre, die Epoche von Abba, He-Man und jede Menge anderer popkultureller Nostalgie.
Dazu erinnern sich in Interviews prominente Zeitgenossen wie Michael „Bully“ Herbig, Mastermind der „Der Schuh des Manitu“-Filme, Markus Kavka, Autor und ehemaliger MTV-Musikexperte, oder Oliver Kalkofe, scharfzüngiger Comedian, an Yps und den Zeitgeist von damals. Auch über die Entstehungsgeschichte des Magazins erfährt man.
Das zweite Heft ist dann ein Yps, wie man es kennt: mit lustigen Comics wie dem „Yps-Fernseh-Team Yinni + Yan“ oder „Pif und Herkules“, und einem kultigen Gimmick. In dieser Ausgabe ein „Entscheidungsfinder“, ein Dartspiel mit Magnetpfeilen. Dass die Feierlaune für Retro-Fans anhält, dafür sorgt dann auch noch ein Buch: Am 9.9. erscheint „50 Jahre Yps – Das Buch. Ohne Gimmick“, ein Best-of an Comics und die Yps-Historie.
Viereckige Eier und Zeppelin
Entstanden ist Yps nach französischem Vorbild. Es war die Zeitschrift „Pif Gadget“, deren Mehrheitseigentümer übrigens die Kommunistische Partei Frankreichs war, die regelmäßig mit Spielzeug erschien. Zwar hatten andere das vereinzelt auch probiert, „Micky Maus“ erschien mit Bastelbogen, und „Primo“ mit einem Plastikspielzeug namens „Schnick-Schnack“, doch durchgehend machte das nur Yps. Es wurde zum Erfolgsrezept des Heftes, das von 1975 bis 2000 herauskam und in seinen besten Zeiten eine Auflage von mehr als 400.000 Exemplaren erreichte.
Was waren die Gimmicks nur für ein Spaß: Die Urzeit-Krebse sind wahrscheinlich das kultigste, an das die meisten bei den Yps-Gimmicks zuerst denken. Dabei goss man ein Pulver mit Salinenkrebseiern mit Wasser auf und nach 24 bis 48 Stunden schlüpften die kleinen Tierchen. Eine Maschine, die viereckige Eier macht, oder ein Magisches Fenster (man stoßt einen Bleistift durch ein Glas, ohne das es zerbricht) – all diese pfiffigen Basteleien erfreuten die Kinder.
„Legendär waren auch der Solar-Zeppelin, ein schwarzer Heißluft-Ballon“, weiß Yps-Redakteur Kunty, „und das Abenteuerzelt, bei dem es sich eigentlich bloß um eine Folie handelte, was manche dennoch nicht abhielt, so campen zu gehen.“ Inniglich geliebt wurden zudem alle Gimmicks, die mit Agenten zu tun hatten – ob Fingerabdruck-Pulver, Doppel-Lupe oder Handbuch für Geheimagenten.

Auch im neuen Yps: altbekannte Comics wie „Yinni + Yan“
©2025 Egmont Ehapa MediaHeile Welt für Erwachsene
Betreut wurde Yps anfangs von dem Team um Chefredakteur Norbert Hinze, das bereits die „Eltern Extra-Zeitung für Kinder“ bestritten hatte. Und das grüne, gelbkarierte Känguru Yps? Das hatte Johannes Gerber erfunden. Ihm schien vor allem die Tasche, aus der es etwas herausziehen konnte, als reizvoll – und versah sie kurzerhand mit einem Reißverschluss.
Und heute? Mehrere Male wurde Yps eingestellt und kurzfristig wiederbelebt. Wie es nach dem Jubiläum weitergeht, ist vorerst unklar. Yps, das ist heute keine Kinderzeitschrift mehr, sondern für ein erwachsenes Publikum, das sich gern an die eigene Kindheit zurückerinnert. „Yps hat sich eine gewisse Unschuld bewahrt“, sagt Johannes Kunty, „es ist eine Erinnerung an eine heile Welt – und die blüht beim Lesen wieder auf.“
Retro-Feeling und Nostalgie sind die Motoren dafür, dass Yps immer wieder weiterleben darf. Und sich verkauft. Dafür hat sich inzwischen ein eigener Markt etabliert. „Kidults“ ist der Begriff dafür, ein Kofferwort aus den englischen Wörtern „Kids“ (Kinder) und „Adults“ (Erwachsene). „Diese Erwachsenen begeistern sich für Produkte oder Hobbys, die eigentlich kindlich sind“, so Kunty. Für den Handel eine wichtige Zielgruppe – weil sie über Geld verfügt und zudem kauffreudig ist. „Spielsachen für Erwachsene beschwören positive Erinnerungen an die Kindheit herauf und an Abenteuer.“
Doch der Markt für Kinderzeitschrift hat sich massiv verändert. „Als Yps das erste Mal erschien, gab es zehn Publikationen. Heute sind es hundert“, so Kunty. Dennoch grüßt erneut das Kinderzimmer im Geiste von damals am Kiosk. Auch Bully Herbig erinnert sich gerne zurück: „Ich habe Yps geliebt. Von mir aus hätte es jeden Tag eine neue Ausgabe geben können. Nur die Urzeitkrebse, von denen immer alle reden, hatte ich allerdings nie“, so der Filmemacher.
Kommentare