Wo Wespen Läuse stechen: Der Bio-Trick gegen Schädlinge im Garten
Im Schmetterlingshaus im Wiener Burggarten bekämpft man Pflanzenschädlinge auf besondere und biologische Art und Weise.
von Ingrid Greisenegger
Der „Orange Gebänderte Schwefelfalter“ lebt hier, auch der „Julia Falter“ (der – in freier Wildbahn – die Tränen von Kormoranen und Schildkröten trinkt wegen des Salzgehalts) und der „Blaue Morpho“. An die 300 Schmetterlinge sind es. Diesen Tropenbewohnern hat man 1998 in einem Trakt des historischen Palmenhauses im Wiener Burggarten einen möglichst naturnahen Lebensraum errichtet. Dieser erinnert an einen Dschungel, mit kleinen Wasserfällen und Teichen, die zum feuchten Klima beitragen. Ursprünglich war hier der Wintergarten des Kaisers, dann ein Depot für Dekorpflanzen, die man zum Beispiel für Bälle verlieh.
Welcome to the Jungle
Jetzt betreten wir einen viel besuchten Schmetterlingszoo. Den Dschungel, in den wir eintauchen, bilden Pflanzen, wie wir sie auch in privaten Wohnräumen halten: Kroton, Hibiskus, Schefflera, Gummibaum. Aber auch Raritäten, wie der Ravenala-Baum, der wohl zu groß wäre für zu Hause. Blütenpflanzen produzieren Nektar, man braucht sie als Hauptnahrungsquelle für die Schmetterlinge. Aufgestellt sind auch kleine Obstteller, an denen sich manche Schmetterlingsarten bedienen. Und dann gibt es noch die Futterpflanzen. Jede Art hat ihre Eigenen. Die Eier werden ausschließlich auf einer Pflanzenart abgelegt und auch die Raupe ernährt sich nur von deren Blättern.
Schädlingskontrolle. Gartenmeisterin Renate Kröll mit Gerd Koch, Leiter der Bundesgärten.
©Ingrid GreiseneggerWir gärtnern traditionell, wie man es früher gemacht hat. Das ist eben Biogärtnern.“
Schädlingsbekämpfung, aber bitte BIO
Doch wo es Pflanzen gibt, da sind auch sie bald da: die Pflanzenschädlinge. Im Schmetterlinghaus werden die Blatt- und Wollläuse, die Thripse und Spinnmilben aber nicht mit chemisch-synthetischen Pestiziden in Schach gehalten, sondern mit den Mitteln der Natur. „Schmetterlinge reagieren extrem sensibel auf Gifte“, sagt Gärtnermeisterin Renate Kröll über ihre Schützlinge, „deshalb verwenden wir auch ausschließlich Pflanzen aus eigenem Bestand, um ganz sicherzugehen.“ Täglich wird auf Schädlingsbefall hin kontrolliert und in Absprache mit dem österreichischen Unternehmen „biohelp Garten & Bienen“, das schon 30 Jahre damit im Geschäft ist, einen Schädlingsbekämfungsfahrplan erstellt. Dabei werden Nützlinge gegen Schädlinge eingesetzt. Das heißt, dass man zum Beispiel Australische Marienkäfer aussetzt, auf deren Speiseplan die unwillkommenen Wollläuse stehen. „Wir gärtnern traditionell, wie man es früher gemacht hat. Das ist eben Biogärtnern,“ sagt Gerd Koch, der Leiter der Österreichischen Bundesgärten, zu denen auch das Palmenhaus gehört, „wir setzen auf Vorbildwirkung.“
Florfliegenlarve beim Verspeisen einer Blattlaus und australischer Marienkäfer im Einsatz gegen eine Wolllaus.
©Dusan; Alexey Protasov/IStockphotoDie kleinen Nutztiere für Zuhause
Aus dem perfekten System fällt da nur noch der Boden, er ist nicht torffrei. Weil die Pflanzen in einer Betonwanne sitzen, also keinen freien Erdzugang haben, wäre Erde ohne Torfzusatz zu schwer und würde die Wurzeln belasten. Doch im nächsten Jahr will Gärtnermeisterin Kröll experimentieren - mit „Schwarzerde“, die besonders humusreich und selbstverständlich torffrei ist. Pflanzenfreundinnen und -freunde rät sie, es auch zu Hause mit Nützlingen zu versuchen, „sie gehen nicht auf Menschen.“
Und weil diese, im Gegensatz zu Pestiziden, weder die Raumluft noch die Umwelt belasten. Noch etwas sollte man wissen: Die Schmetterlinge, die hier leben, wurden nicht der Natur entnommen, sondern stammen aus zertifizierten tropischen Farmen. Guten Flug!
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