Unisex

Zwei Models präsentieren Mode auf einem Laufsteg mit glitzerndem Hintergrund.
Life Ball, Song Contest – in diesen Wochen wird Wien zur Hochburg des Cross Dressing. Da kommt die neue Unisex-Kollektion von Vivienne Westwood und ihrem Mann Andreas Kronthaler genau richtig. Das Exklusiv-Interview.

Männer in Frauenkleidern, Frauen in Männerrollen? Das fröhliche Spiel mit dem Mix der Geschlechter gehört seit jeher zum Repertoire aufgeklärter Gesellschaften, erlebt aber immer wieder seine Höhepunkte. Dazu gehört einerseits und seit Jahren natürlich der Life Ball, der sich vom skurrilen Underground-Event zum gesellschaftlichen Muss entwickelt hat, in dessen Rahmen für zumindest einen Abend auch honorigen Mitgliedern der Society (so gut wie) alles erlaubt ist, solange es Spaß macht. Und andererseits hat sich auch der Eurovision Song Contest spätestens mit der Kür von Conchita Wurst klar positioniert. Da kommt die aktuelle Unisex-Kollektion der britischen Designerin Vivienne Westwood und ihres aus Tirol stammenden Ehemannes Andreas Kronthaler natürlich genau zum richtigen Zeitpunkt. Schrill, gewagt und verspielt zelebrieren sie das Spiel mit dem Bruch der Konventionen. Im exklusiven freizeit-Interview verraten die beiden, was sie dabei inspiriert hat:

freizeit: Wie funktioniert es, gemeinsam eine Modekollektion zu entwerfen?
Vivienne Westwood: Unsere Zusammenarbeit ist meist streng getrennt: während Andreas Objekte und Ideen aus der ganzen Welt sammelt, widme ich mich der Fertigung der Kollektion.

Woher kommt die Idee Unisex?
Andreas Kronthaler: Unisex spielt seit Jahren eine Rolle für uns. Bereits in der Herbst/Winterkollektion 2009/10 zeigten wir überdimensionale Korsettkleider. Unisex ist die Aufhebung der Geschlechterrollen. Wir tauschen bewusst die Rollen von Mann und Frau, wenn bei unserem Laufsteg-Schlussbild die Braut in Sakko und Boxershorts ihren Bräutigam im Kleid mit Taft-Rock küsst.

Gibt es in eurer neuen Kollektion Teile, die für Männer und Frauen gleich geschnitten sind?
Kronthaler: Ja. Wir arbeiten mit durchdachten Schnitten und dekonstruieren gelernte Proportionen. Breite Schultern sorgen für einen erhabenen, starken Look und ergeben neue Sichtweisen auf die Person.

Es gibt also keine Unterschiede im Schnitt. Aber wie trägt man gleiche Modelle – Partnerlook?
Westwood: Wir machen keine Unterschiede, weil wir denken, dass die Geschlechtergrenzen verschwimmen sollen! Kleider für Männer, die Frauen tragen – jawohl! Kleider ohne weibliche Taille. Frauen, die wie Könige aussehen und Männer, die Königinnen gleichen. Schnitt und Technik unterstützen diese Idee der absoluten Gleichberechtigung.

Welchen Bezug haben Sie zu Wien, zu Song Contest und Life Ball – wurde das berücksichtigt?
Kronthaler: Die aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen über Geschlechterrollen und Transgender spielen natürlich eine Rolle. Und Conchita Wurst ist eine großartige Botschafterin in Sachen Toleranz, Respekt und Liebe, völlig unabhängig vom Geschlecht.

Was genau inspiriert Sie an Wien? Die Mode? Die Kultur?
Westwood: Die großen Künstler, die Österreich hervorgebracht hat, von Mozart bis Schiele. Und die Museen, die Kultur, die Geschichte.

Welcher Trend neben Unisex bestimmt derzeit Ihre Mode?
Kronthaler: Wir sprechen ungern von Trends. Qualität steht über Quantität. Weniger kaufen, sorgsam auswählen und schauen, dass die Dinge lange halten, ist unser Motto. Man muss erfinderisch mit seiner Garderobe sein, Teile mischen, Abendgarderobe tagsüber tragen oder eine Boxershort als Shorts untertags anziehen. Nur Mut!

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