Eine Frau mit brauner Jacke und Fellkragen schaut besorgt aus, ein Mann steht im Hintergrund.

Was bringt eine Beziehungspause? Eine Psychotherapeutin klärt auf

Was bringen Beziehungspausen wirklich? Die Wiener Psychotherapeutin Katharina Henz liefert Antworten.

Der deutsche Rapper Bushido und seine Ehefrau Anna-Maria Ferchichi haben eine Beziehungspause eingelegt. „Wir geben uns nicht auf, wir hassen uns nicht“, erklärte die Influencerin in einem Statement. Aber was bringt eigentlich eine Beziehungspause?

Die Wiener Psychotherapeutin Katharina Henz erklärt: „Ein Wundermittel ist eine Beziehungspause nicht. Es ist sozusagen die letzte Tankstelle vor der Autobahn.“ Eine Auszeit in der Partnerschaft kann sinnvoll sein, wenn das Paar das Gefühl hat, sie kommen aus einer konfliktgeladenen Situation nicht mehr heraus.

Die Vor- und Nachteile

„Möglicherweise haben beide das Gefühl, sie brauchen Abstand, um zu einer Entscheidung zu kommen.“ Das kann Vor- und Nachteile haben: „Eine Beziehungspause kann der Deeskalation und der Selbstreflexion dienen. Es kann aber auch ein Risiko sein, weil am Ende herauskommt: Eigentlich fehlt mir mein Partner nicht. Es kann auch Entfremdung oder Verunsicherung erzeugen.“

Entscheidet sich ein Paar für eine temporäre Trennung, ist es wichtig, dass beide das auch wirklich wollen: „Es kommt oft vor, dass ein Partner das vorschlägt, weil er oder sie nicht mutig genug ist, mit dem anderen Schluss zu machen. Das halte ich für sehr aggressiv.“

Das Ende der Beziehungspause muss zudem klar kommuniziert werden: „Open End ist ganz toxisch.“ Darüber hinaus müssen Regeln aufgestellt werden. Fragen, die sich Paare dabei stellen sollte, wären etwa: Wollen wir während der Pause zum Beispiel alle drei Tage miteinander kommunizieren oder wollen wir uns gegenseitig ignorieren? Wollen wir exklusiv sein oder dürfen wir andere Erfahrungen jeweils machen? Dürfen wir mit anderen Menschen darüber sprechen?

Katharina Henz, Psychotherapeutin

Katharina Henz, Psychotherapeutin

©xenia bluhm

Klare Grenzen setzen

Die Expertin sagt: „Blöd ist, wenn es keine Regeln gibt oder wenn einer von beiden für sich selbst neue Regeln aufstellt. Das kann sehr verletzend sein.“ Kompliziert wird die Situation, wenn das Paar weiterhin zusammenwohnt. Aber es ist möglich: „Da wäre etwa ein erster Schritt, die Wäsche getrennt zu waschen. Oder man verbringt die Abende nicht miteinander.“

Anna-Maria Ferchichi erzählte in einem Interview, dass sie während der räumlichen Trennung Sex mit Bushido hatte. Henz stellt klar: „Das ist keine Beziehungspause mehr. Sobald ich mit dem Partner intim werde, ist die Pause unterbrochen bzw. beendet. In dem Fall muss die Situation erneut geklärt werden.“

Wie lange eine Auszeit sein sollte, muss jedes Paar für sich entscheiden. „Ich würde fragen: Was glaubt ihr, wie lange braucht ihr, um eine Entscheidung zu treffen?“ Grundsätzlich seien drei bis fünf Wochen eine mögliche Zeit für eine Beziehungspause. „Ein halbes Jahr ist jedenfalls zu lange. Das ist schon eine Trennung“, sagt die Therapeutin.

Ursachen erkennen

Ob sich Paare nach einer Beziehungspause oft trennen, kann Henz pauschal nicht beantworten. „So viel sei gesagt: Glückliche Paare brauchen keine Beziehungspause.“ Es ist zudem wichtig zu erkennen, dass nicht die Pause die Trennung verursacht, sondern den Bruch nur sichtbar gemacht hat.

Wann es kriselt

Janina Bühler von der Universität Mainz untersuchte für eine Studie, die 2025 im „Journal of Personality and Social Psychology“ veröffentlicht wurde, Partnerschaften. Dabei stellte sich heraus: Besonders in den ersten Jahren kommt es häufig zu Konflikten – ein dramatischer Tiefpunkt der Beziehungszufriedenheit zeigt sich jedoch meist erst nach etwa zehn Jahren. Die meisten Paare trennen sich dann binnen sieben bis 28 Monaten.

Liisa Mikkola

Über Liisa Mikkola

Digital Producer bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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