#MedBikini: Warum Ärztinnen in Bademode gegen Sexismus protestieren

Medizinerinnen lassen sich in Bademode ablichten, um Kritik an einer Studie zu üben.

Als Reaktion auf eine wissenschaftliche Erhebung posten Medizinerinnen aus aller Welt aktuell Fotos von sich im Bikini oder Badeanzug. Aus den Kommentaren zu den Aufnahmen ist herauszulesen, worum es den Frauen geht: Trotz ihres zweifelsfrei verantwortungsvollen Berufes hätten auch Ärztinnen und Ärzte das Recht auf ein Privatleben und entsprechende Freizeitgestaltung.

Diese auch auf sozialen Medien zu zeigen sei kein verwerflicher Akt.

Dubiose Studie

Anlass der Debatte ist eine Studie, die dies gewissermaßen nahezulegen scheint. Bereits im Dezember des vergangenen Jahres publiziert, erregt die Untersuchung aus dem Journal of Vascular Surgery nun Aufsehen.

Unter dem Titel "Prävalenz unprofessioneller Social-Media-Inhalte bei jungen Gefäßchirurgen" werden darin Daten vorgelegt, die "das Ausmaß unprofessioneller Social-Media-Inhalte unter jungen Oberärzten und Assistenzärzten der Gefäßchirurgie evaluieren", wie es darin heißt.

Das Journal of Vascular Surgery ist eine Fachzeitschrift für Gefäßchirurginnen und Gefäßchirurgen. Die Fachzeitschrift publiziert zum Beispiel die neuesten Forschungsergebnisse und Studien aus dem Fach.

Für die Studie wurden 480 private Online-Profile von Medizinerinnen und Medizinern auf Facebook, Instagram und Twitter untersucht. Dabei legte man besonderes Augenmerk auf "kontroverse" Inhalte, etwa politische und religiöse Botschaften, aber auch Bilder, die die Ärztinnen und Ärzte mit Alkohol oder beim "provokanten" Posing im Bikini/Badeanzug, in Unterwäsche oder in Kostümen zeigen.

Nachdem die Publikation im Netz weite Verbreitung fand, wurde Kritik an ihr laut. Auf sozialen Medien machten Ärztinnen ihrem Ärger und Frust über die engstirnige und vor allem frauenfeindliche Definition des medizinischen Berufes Luft.

Sie stellen auch die wissenschaftliche Relevanz der Untersuchung infrage. Aus Protest teilen sie unter dem Hashtag #MedBikini Bilder von sich in Bademode – zusammen mit entsprechend empörten Wortmeldungen.

Empörung im Netz

Im Interview mit der Plattform Popsugar sagt Nicole Sparks, Gynäkologin aus Atlanta: "Wenn ich am Sonntag im Bikini posiere, ist die Qualität der Pflege, die Sie am Montag von mir erhalten, nicht beeinträchtigt."

Risa Hoshino, Kinderärztin aus New York, fügte hinzu: "Frauen wurden unser ganzes Leben lang von Männern (und anderen Frauen) körperlich beschämt und jetzt hat eine angesehene Zeitschrift unsere Beschämung bestätigt."

"Ich habe mein Foto solidarisch mit allen Frauen in der Medizin geteilt, denen gesagt wurde 'Seien Sie nicht zu nett, aber auch nicht aggressiv; seien Sie nicht zu gut gekleidet, aber sehen Sie nicht wie ein Trottel aus; verhalten Sie sich nicht wie eine Besserwisserin, aber geben Sie keine Unsicherheit zu, versuchen Sie nicht zu perfekt handeln, aber geben Sie niemals zu, dass Sie Hilfe brauchen'", sagte Yang Yang, Gefäßchirurgin.

Studie zurückgezogen

Mit ihrer Aktion konnten die Medizinerinnen einen Erfolg verbuchen: Der wissenschaftliche Artikel wurde mittlerweile mitsamt einer Entschuldigung, die auf Twitter zu finden ist, aus dem Journal zurückgezogen.

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