Pro
Wer Crocs öffentlich verteidigen möchte, muss mit sich im Reinen sein. Objektiv spricht nie viel für Plastikmode im Einheitslook, das ist bei Schuhen nicht anders als bei Regenpelerinen. Also muss man sich der Frage subjektiv nähern und das hat wiederum ziemlich viel mit Individualismus zu tun.
Zuvor sei aber kurz das offensichtlichste Argument abgehandelt, das Crocs nämlich auch über frühere Hausschlapfenmodelle erhebt: Sie können nass werden. Dass man mit denselben Schuhen auf Asphalt die Zeitung holen, mit dem Gassihund die staubige Gstettn durchqueren, auf spitzem Kies ins Wasser und durch den regennassen Garten gehen kann – das verleiht dieser Schuherrungenschaft etwas Hybrides. Und wirklich nichts im Leben ist aufregender als Amphibienfahrzeuge.
Aber Praktisches reicht als Argument nicht – da hat die Mader rechts schon recht. Es zählt das individualistische Freiheitsgefühl, das man mit Crocs in die Welt brüllen will. Dafür ist wichtig: Nicht die Crocs müssen bunt sein (oder gar gemustert!), der Träger ist es. Er steht über der Modekritik. Und darüber, dass er sich oft die Füße waschen muss. Das ist es ihm wert.
axel.halbhuber@kurier.at
Contra
Nur zu, sagen Sie ruhig Fräulein Rottenmeier zu mir. Die Gouvernante, die Spaßbremse, die stets mahnend den Zeigefinger hebt, wenn es um die Einhaltung von Grenzen geht. Insbesondere jener des guten Geschmacks. Egal, ob es um Spaghettiträger, kurze Hosen oder Zehenschlapfen im Büro geht: Ich bin dagegen. Was die Bürokollegen daheim machen, ist mir grundsätzlich egal. Aber wenn Sie mich schon fragen: Die Vorstellung, dass jemand ohne Not kreischbunte Plastikschiffe an seinen Füßen trägt, ist besorgniserregend. Und das Killerargument, dass diese Dinger nun einmal bequem seien? Reicht nicht. Man muss natürlich nicht in jeder Lebensphase elegant sein. Aber lieber öfter als seltener. Stellen Sie sich vor, Ihre Jugendliebe steht vor der Tür und Sie tragen Crocs! Die Signale, die man seinen Mitmenschen mit teigigen Gummilatschen an den Füßen sendet, sind doch recht eindeutig. Karl Lagerfeld hätte bestimmt einen scharfen Spruch dazu gehabt. Irgendwas mit: Überlegen Sie immer gut, was Sie anziehen, denn falls Sie plötzlich sterben, werden Sie mit diesem Outfit die Ewigkeit verbringen. Die Ewigkeit in Gummilatschen.
barbara.mader@kurier.at
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