Forscher prognostizieren, dass Frankreich die EM gewinnt

Forscher prognostizieren, dass Frankreich die EM gewinnt
Mit einem komplexen, historisch gefütterten Modell konnten die Wissenschafter schon einige Turniersiege vorhersagen.

Die Gewinnwahrscheinlichkeit des französischen Teams liegt bei 14,8 Prozent. Zu diesem Ergebnis kamen Forscherinnen und Forscher der Universitäten Innsbruck und Gent, der Technischen Universitäten Dortmund und München und der Hochschule Molde. Möglich wurde diese Prognose durch maschinelles Lernen. Die Voraussage kombiniert dabei mehrere statistische Modelle für die Spielstärken der Teams mit Informationen über die Team-Struktur (etwa Marktwert, Anzahl Champions-League-Spieler, Vereinsspiele-Performance einzelner Spieler) sowie sozio-ökonomische Faktoren des Herkunftslandes (Bevölkerung und Bruttoinlandsprodukt).

Auch England (Gewinnwahrscheinlichkeit von 13,5 Prozent) und Spanien (12,3 Prozent) könnten sich dem Modell zufolge gute Chancen auf den Sieg ausrechnen. 

Mit den vorhergesagten Werten aus dem Modell der Forscherinnen und Forscher wurde die gesamte EM 100.000 Mal durchsimuliert: Spiel für Spiel, der Turnierauslosung und allen UEFA-Regeln folgend. Damit ergeben sich Wahrscheinlichkeiten für das Weiterkommen aller Teams in die einzelnen Turnierrunden und letztendlich für den EM-Sieg.

Prognosen liefern nur Wahrscheinlichkeiten

Gelaufen ist das Turnier aber durch diese Prognose bei Weitem nicht. Denn die Werte der Top-Favoriten liegen relativ knapp beieinander und auch der höchste Wahrscheinlichkeitswert liegt nur bei knapp 15 Prozent. 

Es liegt in der Natur von Prognosen, dass sie auch danebenliegen können – sonst wären Fußball-Turniere auch sehr langweilig. Wir liefern eben Wahrscheinlichkeiten, keine Gewissheiten, und eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 15 Prozent heißt zugleich, dass die Mannschaft zu 85 Prozent nicht Turniersieger werden kann“, sagt Achim Zeileis von der Universität Innsbruck. 

Bisher waren die Prognosen aber durchaus erfolgreich: Das Innsbrucker Modell von Achim Zeileis, das auf bereinigten Quoten der Wettanbieter basiert, konnte unter anderem bereits 2008 das EURO-Finale, sowie 2010 und 2012 Welt- und Europameister Spanien richtig vorhersehen.

Österreichische Wahrscheinlichkeit nur bei 1,5 Prozent

Die österreichische Nationalmannschafft trifft bei der diesjährigen EURO in den Gruppenspielen auf die Mannschaften der Niederlande, Nordmazedoniens und der Ukraine. Für Österreichs insgesamt dritte Teilnahme an der EM-Endrunde stehen die Chancen, es im Gegensatz zu 2008 und 2016 über die Vorrunde hinaus zu schaffen, relativ gut. 

„Favorit in der Gruppe sind auch laut unserem Modell eindeutig die Niederlande, danach folgt aber schon Österreich, das mit einer Wahrscheinlichkeit von 80,9 Prozent das Achtelfinale erreicht. Das ist deutlich wahrscheinlicher als für die Ukraine und Nordmazedonien“, erklärt Achim Zeileis. Danach sinkt die Wahrscheinlichkeit auf weitere Rundensiege aber deutlich – Europameister wird Österreich laut Prognose nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 1,5 Prozent.

Wie das Modell funktioniert

Die Berechnung der Forscherinnen und Forscher basiert auf vier Informationsquellen: Ein statistisches Modell für die Spielstärke jedes Teams auf Basis aller Länderspiele der vergangenen acht Jahre (Universität Gent), ein weiteres statistisches Modell für die Spielstärke der Teams auf Basis der Wettquoten von 19 internationalen Buchmachern (Universität Innsbruck), weitere Informationen über die Teams, zum Beispiel der Marktwert, und ihre Herkunftsländer, etwa die Bevölkerungszahl (TU Dortmund und TU München), außerdem detaillierte Ratings der einzelnen Spieler und deren individueller Performance sowohl in ihren Stammvereinen und Nationalmannschaften (Hochschule Molde). Fünfte Quelle bzw. fünfter „Partner“ ist ein Machine-Learning-Modell, das die anderen vier Quellen zusammenführt und sie schrittweise optimiert.

Wie gut die Modelle der Forscherinnen und Forscher funktionieren, wird sich spätestens am 11. Juli zum Fußball-Finale zeigen. 

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