„Etwas Sinnvolles“
„Ich war von einem Tag auf den anderen hilflos“, erzählt Catharina Schneider ihrer heutigen Besucherin. Diese kommt von der Caritas, heißt Theresa Lechner und engagiert sich – so wie 70 andere Freiwillige in Wien – in dem Projekt „Calimero“, das sich an den gerade erst geschlüpften Helden eines Kinderzeichentrickfilms anlehnt.
Aufgabe der Freiwilligen ist es, Menschen in einer Notsituation eine moderne Form der Nachbarschaftshilfe angedeihen zu lassen. Die am Rücken lädierte Alleinerzieherin zählt eindeutig dazu: „Meine Familie lebt verstreut in Deutschland, kann mir also konkret nicht helfen, und in meinem Freundeskreis hat akut auch niemand zusätzlich freie Kapazitäten.“
Theresa Lechner, die Freiwillige, hält ihr drei Stunden pro Woche den Rücken frei, indem sie zum Beispiel die zehn Wochen alte Franziska in den Arm nimmt und durch die Wohnung der jungen Mutter spazieren trägt.
„Ich wollte endlich etwas Sinnvolles machen“, flüstert sie, um das Baby weiterhin in Ruhe zu wiegen. „Daher habe ich mich zu diesem Dienst gemeldet.“ Ihr Angebot kam genau zur richtigen Zeit. Denn alle Hilfsorganisationen hatten nach dem Lockdown zunächst damit zu kämpfen, dass sie auf die große Gruppe der älteren Freiwilligen nicht mehr zurückgreifen konnten, weil diese zur Risikogruppe gezählt wurden.
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Bei der Caritas haben sich zuletzt alleine in Wien mehr als 4.000 meist junge Menschen gemeldet, die helfen wollen. Damit hat sich der Freiwilligen-Pool der Einrichtung verdoppelt. Die Neuen kochen Suppe für den Canisibus, transportieren Lebensmittel oder Essenspakete, helfen beim Einkauf, bauen Möbel in Notquartieren zusammen, geben Essen in den Wärmestuben aus, helfen an den Hörern der Corona-Nothilfe-Hotline, im neu eingerichteten Plaudernetz oder eben bei „Calimero“.
„Ich kann bei meinen Einsätzen hier auch was für mich lernen“, betont Theresa Lechner, die selbst keine Kinder hat. Helfen sei nicht nur Geben, sondern immer auch Bekommen, nicht zuletzt kostenlose Schulungen.
Wichtig sei ihr auch, dass die Chemie mit der von ihr Betreuten schon beim Erstgespräch gut passt. Theoretisch können beide Seiten nach dem ersten Treffen ablehnen. „Das war bei uns aber kein Thema“, so Catharina Schneider. Neben der tatkräftigen Hilfe genießt sie auch die mentale: „Einfach zu wissen, dass jemand da ist, wenn ich ihn dringend brauche, gibt mir zusätzlich Sicherheit.“
Konkrete Angebote
Die Caritas sucht weiterhin Freiwillige für ihr Nachbarschaftshilfeprojekt „Calimero“ sowie für ihre Hotline zum Plaudern gegen die Einsamkeit. Dort können sich auch Menschen, die einer Risikogruppe angehören, engagieren. Infos für Freiwillige, Hilfesuchende und potenzielle Spender: 01/259 20 49 – 2550 bzw. hier.
Auch die Diakonie hat während der Corona-Zeit ihr Freiwilligen-Angebot adaptiert. Gut etabliert hat sich etwa der kostenlose Besuchsdienst für Senioren, die von den Freiwilligen-Netzwerken in Kooperation mit der Stadt Salzburg organisiert werden. Weitere Angebote auf der Website. 01/409 80 01 bzw. hier.
Das Hilfswerk Wien hat nach dem Lockdown das Angebot der Freiwilligen in seinen zehn Nachbarschaftszentren einfrieren müssen, weil zahlreiche der 1.300 Ehrenamtlichen der Risikogruppe angehören. Langsam wird das Service der Zentren wieder hochgefahren. Nähere Infos: 01/512 36 61– 3003 bzw. hier.
Konkrete Hilfe für Not leidende Familien und deren Kinder bieten auch ehrenamtlich tätige Mitarbeiter der Generali-Versicherung, in enger fachlicher Kooperation mit der Hilfsorganisation Big Brothers Big Sisters. Nähere Infos hier.
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