Der Hype um Trinkflaschen: Wasser als Lifestyle-Produkt
Wer Durst verspürt, ist schon längst dehydriert. Für Promis wie Maggie Rogers ist diese Weisheit das Gebot der Stunde. Sogar am roten Teppich der Billboard Music Awards wollte die US-Sängerin nicht auf ihre Wasserflasche verzichten. Als Accessoire präsentierte sie statt einer Tasche ein mit Strass besetztes Alu-Flascherl.
Die 25-jährige Folkmusikerin ist nicht die Einzige, die Wassertrinken zu ihrer Passion erklärt. Wasser ist längst mehr als ein Durstlöscher, es ist zum Lifestyle-Produkt avanciert und wird in schicken Behältern transportiert. Unzählige Models, Influencer und Promis befördern ihren Wasservorrat, als hätten sie einen Marathonlauf vor sich.
Flaschen als Statement
Mit den viel gebrauchten Schlagwörtern Wellness, Gesundheit und Natur geht der Trend perfekt einher. Sowohl für Veganer als auch Allergiker ist er gut geeignet. Zudem ist Wasser koscher, halal, glutenfrei, ohne Kalorien und damit das ideale Lebensmittel.
Die Flasche als Statement
Unterschiede gibt es dennoch genügend: Die Auswahl reicht vom Leitungswasser über Edelsteinwässerchen, Discountprodukte bis hin zu französischen und italienischen Edelmineralwassersorten. Und dann ist da noch das immer größer werdende Angebot an Behältnissen für die glasklare und damit an sich langweilige Flüssigkeit.
Gab es vor einigen Jahren gerade einmal die typischen Fahrrad-Plastikflaschen auf dem Markt, wird man heute mit unterschiedlichsten Materialien und Handhabungen konfrontiert .Mit einer Trinkflasche werden nun plötzlich Statements gesetzt.
Stelle ich den stylischen Glasbehälter eines bekannten Designers auf meinen Schreibtisch, eine günstige Isolierflasche oder zeige ich mich lieber mit der umweltfreundlicheren Variante aus recyceltem Plastik aus dem Meer? Ganz nach dem Motto: Zeig mir deine Wasserflasche und ich sage dir, wer du bist.
Internist begrüßt den Trend
Aus medizinischer Sicht ist der Wasser-Trend jedenfalls zu begrüßen, urteilt der renommierte Wiener Internist Felix Stockenhuber: „Models haben bei diesem Trend eine positive Vorbildfunktion.“ Zwei bis drei Liter täglich empfehlen Ärzte. „Die meisten Leute trinken zu wenig. Erst bei mehr als sechs Litern kann es zu viel werden. Dann werden Elektrolyte ausgespült.“
Genügend Flüssigkeit sei wichtig, um den Stoffwechsel und damit auch die Arbeit von Entgiftungsvorgängen zu gewährleisten. „Ein einfacher Indikator ist der Harn. Er sollte möglichst hell sein. Wer sehr gelben Urin hat, sollte mehr trinken.“
Gibt keine Alternative zu Wasser
Eine Alternative zu Wasser gäbe es ohnehin nicht, so Stockenhuber. „Energydrinks sind reines Gift genauso wie Cola. Auch natürliche Säfte wie Apfelsaft sind sehr süß und sollten nur verdünnt getrunken werden. Ich empfehle unser heimisches Leitungswasser, es ist Weltklasse.“
Man kann es übertreiben
Die Dermatologin Barbara Franz (hautsachegut.at) ist zwar selbst eine Vieltrinkerin, findet aber die Trinkflasche immer und überall dabei zu haben übertrieben: „Wir sind nicht in der Wüste und halten es auch zwei Stunden ohne Wasser aus.“
Die Empfehlung von zwei bis drei Litern sei ein Richtwert, jeder Mensch fühle sich jedoch mit einem anderen Pegel wohl. „Das ist ähnlich wie mit dem Schlaf. Sieben Stunden gelten als optimal. Es gibt aber Personen, die sich erst nach acht Stunden ausgeschlafen fühlen, wieder andere brauchen nur fünf Stunden.“
Großes Glas Wasser in der Früh
Man müsse den Wasserkonsum nicht exzessiv betreiben, um fit zu bleiben und frisch auszusehen, sondern sich lediglich grob an den Richtwert halten. Positiv wirke sich Flüssigkeit aber natürlich auf alle zellulären Prozesse aus. Die Dermatologin schlägt vor, mit einem großen Glas Wasser in den Tag zu „starten, „um den Metabolismus zu unterstützen“.
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