Erstmals Teilnehmer mit Down-Syndrom beim Ironman

Erstmals Teilnehmer mit Down-Syndrom beim Ironman
Bis zu seinem vierten Lebensjahr brauchte Chris Nikic eine Gehhilfe - jetzt will der 21-Jährige bei dem Bewerb in Florida am Samstag an den Start gehen.

"Ja, ich bin bereit", sagt Chris Nikic in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der 21-Jährige will an diesem Samstag beim Ironman Florida 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen.

Anfang der Woche ging es mit dem Wohnmobil von seinem Heimatort Maitland die rund 600 Kilometer nach Panama City Beach, dem Ort des Geschehens. Es ist eines von nur wenigen Triathlon-Rennen in diesem Jahr, Chris Nikics offizielle Premiere über die halbe Ironman-Distanz war im Mai wegen der Coronavirus-Pandemie abgesagt worden.

„Aufgeben ist keine Option für Chris“, sagt sein Trainer Daniel Grieb. Das gilt nicht nur für das tägliche Training - es ist in jungen Jahren zu einer Lebenseinstellung geworden.

Bis er vier Jahre alt war, brauchte Chris Nikic eine Gehhilfe. Muskelstärke und Muskelspannung prägten sich nicht wie bei Menschen ohne Down-Syndrom aus. Mit 17 musste er sich vier Ohrenoperationen unterziehen. Mit 18 wog er über 80 Kilo. „Wenn ich so weitergemacht hätte, wäre ich heute wohl bei über 100 Kilo, würde auf der Couch sitzen und Videospiele machen und meine schwachen Muskeln müssten als Entschuldigung herhalten“, sagt Chris Nikic.

Jeden Tag 1 Prozent besser

Er entschloss sich, einen Junior-Triathlon zu machen und schließlich die halbe Ironman-Strecke. 8:25 Stunden brauchte er dafür nach eigenen Angaben. „Ich weiß, dass ich nicht mit einem Top-Athleten mithalten kann. Aber mit harter Arbeit kann ich stark genug sein, um einen Ironman zu schaffen“, erklärt Nikic. „Das größte Problem ist, dass die Leute denken, wenn man länger braucht, kann man es nicht“, betont er.

Nach einem Schwimmwettkampf in einem See über knapp einen Kilometer sollte sich Nikic an einer Wand mit seinem Namen verewigen. Er unterschrieb kurzerhand mit „Weltmeister“. Vater Nik fragte seinen Sohn daraufhin, ob er bei einem Ironman starten wolle. Die Antwort ist klar. „Er hat bei null angefangen“, sagt Nik Nikic mit Blick auf den Beginn der Ironman-Mission.

Sein Motto: Jeden Tag ein Prozent besser werden. Mit dabei ist immer Coach Grieb. Die beiden lachen viel, vor allem als Nikic erzählt, dass zum Ritual vor dem Rennen eine Umarmung mit Miss Tampa gehören wird und es nach dem großen Tag erstmal in einen Nachtclub gehen soll. „Die größten Erinnerungen, die ich mit in mein Grab nehmen werde, habe ich mit Chris erlebt“, sagt sein Trainer.

"Inspiration für alle Athleten"

Beim Schwimmen und auch beim Laufen werden die beiden mit einem Gurt verbunden sein, bei den Wechseln ist Hilfe erlaubt, die insgesamt 226 Kilometer muss Chris Nikic aber wie jeder andere auch absolvieren. Dann wird er vermutlich kurz vor Mitternacht Ortszeit die für Langstrecken-Triathleten magischen vier Worte - "You are an Ironman" - auf dem roten Zielteppich hören können.

Für Weltmeisterin Anne Haug ist er jetzt schon einer. „Du bist eine fantastische Inspiration für alle Athletinnen und Athleten da draußen und ein großartiges Beispiel, was man mit Willenskraft erreichen kann“, sagte die 37 Jahre alte Hawaii-Gewinnerin von 2019.

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