Begpacking: Wenn sich Rucksacktouristen durch den Urlaub schnorren
Vor einigen Wochen sorgte der Spendenaufruf eines reichweitenstarken Blogger-Pärchens für Schlagzeilen. Catalin Onc und Elena Engelhardt baten ihre Followerschaft auf Instagram um Spenden für eine Reise nach Afrika.
Auf dem Fotobloggingdienst kam das nicht gut an: Viele empörten sich über die ihre Meinung nach dreiste Crowdfunding-Kampagne.
Bettelnde Rucksacktouristen
Was sich im Fall von Catalin Onc und Elena Engelhard online abspielte, gibt es auch offline. Immer öfter kommt es vor, dass privilegierte Menschen um Reisegeld betteln. Der Ärger darüber wächst.
"Begpacking" heißt das Phänomen. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern "beg" ("betteln") und "backpacking" ("mit dem Rucksack reisen") zusammen. Analog dazu sind es sogenannte "Begpacker", die zwischen ihren Reisedestinationen mit beschrifteten Schildern um Geld für ihren Urlaub bitten – im Gegenzug gibt's Musik, selbstgebastelte Ansichtskarten oder eine Umarmung.
Oft sind es junge Menschen aus westlichen Ländern, die in klassischen Backpacker-Reisezielen wie Südostasien oder Mittelamerika betteln.
Ärger wächst
In sozialen Netzwerken finden sich dafür auch bildliche Beweise – unter den Postings immer öfter erboste Kommentare. Wer Lust auf Reisen aber keine Lust auf Geldverdienen habe, solle lieber zuhause bleiben, so der Tenor.
Es sei außerdem respektlos gegenüber einheimischen Menschen, die das Geld tatsächlich zum Überleben brauchen. Es häufen sich Bilder von Begpackern, die ihr Lager direkt neben älteren Menschen aufbauen, die Müll einsammeln, um ihn vielleicht noch wieder verkaufen und sich damit etwas zu essen kaufen zu können.
Behörden setzen Maßnahmen
In einigen Ländern schreiten nun die Behörden ein. Auf der indonesischen Insel Bali haben Mitarbeiter der Einreisebehörde damit begonnen, bettelnden Touristen an die jeweiligen Botschaften zu verweisen.
"Wir haben viele Fälle von problematischen Touristen, in letzter Zeit sind sie entweder Australier, Briten oder Russen", wird ein Beamter von der Plattform Bored Panda zitiert. "Wir tendieren dazu, diese Fälle den zuständigen Botschaften zu melden, damit diese ihre im Urlaub befindlichen Bürger überwachen können."
#firstworldproblems
Eine Facebook-Userin bringt die Kritik gut auf den Punkt: "Als Indonesierin muss ich, um mich um ein Visa für Großbritannien/den Schengen-Raum/die USA zu bewerben, folgendes vorweisen: einen kompletten Reiseplan mit bereits gebuchten Hotels, bezahlte Rückflugtickets, einen Einladungsbrief, Reiseversicherung und ein persönliches Bankkonto mit mindestens 6000 US-Dollar drauf. Ich muss 100 Dollar für das Visum bezahlen und zu einem Pflicht-Interview in der Botschaft gehen. Und all das garantiert mir immer noch nicht, dass ich ein Visum bekomme. Und dann passiert das hier: 'Ein Tourist aus dem Westen sitzt mit Fast-Food-Tüten an einer Straßenecke in Bangkok und bettelt als Teil des Begpacking-Trends um Geld.' #firstworldproblems"
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