„Etwas mehr Wind“
Am Donnerstag hat das britisch-österreichische Team die Höhe der Kapverdischen Inseln erreicht. Nun geht es nicht mehr in Richtung Südwesten, sondern 4.000 Kilometer nur gegen Westen.
Mit einem hörbaren Seufzer erklärt Ciaras Mutter, Evelin Burns: „Zuletzt hat sich das Wetter zum Glück etwas beruhigt. Jetzt haben sie sogar Flaute und hätten gerne wieder etwas mehr Wind.“
Keine Diskussion, selbstverständlich interessiert uns in erster Linie das persönliche Schicksal der Pressbaumerin, die an der Technischen Universität in Wien Biomedical Engineering studiert. Fast ebenso aufregend sind jedoch die Werte des elektronischen Messgeräts, mit dem sie rund um die Uhr verkabelt ist.
Sie werden von ihrem Professor Eugenijus Kaniusas genau beäugt. Konkret interessiert den Forscher der TU Wien, wie sich der ständige Wechsel von Anstrengen und Ausruhen auf die Herzfrequenz der Rudererin auswirkt. Kaniusas berichtet von der Situation an Bord: „Sechs Leute rudern, sechs Leute schlafen. Immer zwei Stunden lang, dann wird wieder gewechselt.“ Für den Organismus bedeutet diese Form der Arbeitsteilung eine Ausnahmesituation, eine Störung des Rhythmus, den sonst Tag und Nacht vorgeben.
Mutter Burns versucht, es so gut wie möglich sportlich zu nehmen: „Natürlich mach’ ich mir auch Sorgen. Immerhin ist doch mein Kind in diesem Moment irgendwo dort draußen auf dem Ozean.“
„Nicht sehr zimperlich“
Doch genau, weil es ihr Kind ist, sagt Evelin Burns auch: „Ciara hat sich auf diese Fahrt jahrelang vorbereitet. Sie hat früher Rugby gespielt, ist also nicht sehr zimperlich. Dann hat sie mit dem Rudern begonnen. Hat sich das Geld für ihre Überfahrt selbst erarbeitet. Hat in den vergangenen Monaten auch extrem viel am Rudergerät bei uns im Keller trainiert.“
Für ihren Mann und sie sei sehr bald klar gewesen, dass niemand ihre Tochter aufhalten kann, erklärt Evelin Burns dann. „Dazu hätten wir ja auch kein Recht gehabt. Immerhin haben wir in unserer Jugend ebenso alles Mögliche gemacht.“
Kurzer Auszug: „Ich bin als Frau nach Saudi-Arabien arbeiten gegangen, war unzählige Male in Madagaskar. Mein Mann hat im Kajak die irische Insel umrudert.“
Sechs Männer und sechs Frauen sind indes an Bord des Hightech-Ruderboots Roxy. Ciara Burns hat sie erst wenige Tage vor dem Start persönlich kennengelernt. Ihr erster Eindruck war: „Durch die Bank nette Leute. Unser Skipper und seine Stellvertreterin haben auch viel Erfahrung.“
Die Studentin kennt den Blick von den Klippen Irlands in Richtung Atlantik. Sie hat das Rudern auf der Alten Donau gelernt und ist 2018 quasi zum Aufwärmen von Ibiza nach Mallorca gerudert. Ihr Motto: „Ich habe in unserem Ruderboot keine Angst, aber ich darf auch nicht leichtsinnig werden.“ Mit dem Meeresgott Poseidon sucht sie nun mehr das Gespräch – mit Augenzwinkern: „Schick’ uns bitte Wind, aber nur gemäßigt starke Wellen.“
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