Rund um g'sund

Die „größte Beere der Welt“ begleitet mich schon mein Leben lang. Als Kind war „mein“ Kürbis mein allergrößter Schatz. Mein Kürbis, auf dem „Heidi“ draufstand. Eingeritzt von meiner Großmutter, mitgewachsen und vernarbt. Jeden Herbst wieder eine Überraschung. Ich weiß nicht, vielleicht habe ich so die ersten Buchstaben lesen gelernt. Jahre später übernahm ich ein Stück Land von meinem Großvater und begann selbst damit, Kürbisse zu kultivieren. Die Technik meiner Großmutter habe ich verfeinert, Tausende Kürbisse auf Bestellung geritzt.
Einerseits gilt der Kürbis als Symbol für Fruchtbarkeit und langes Leben, andrerseits wird sein Name (Pluza) als Schimpfwort benutzt. Die Anzahl an Sorten ist unüberschaubar, die schwersten Exemplare bringen an die 1.000 Kilogramm auf die Waage. 2013 sorgte ein 1.053-Kilo-Kürbis für Schlagzeilen: Es hätte der Weltrekord sein können – doch das Koloss aus Ludwigsburg, Deutschland, wurde nicht zugelassen, weil er ein Loch hatte.

1. Kann man jeden
Kürbis essen?
Im Grunde ja. Nur die kleinen Zierkürbisse mit ihrer besonders harten Schalen schmecken bitter.
2. Muss man
Kürbisse schälen?
Ja, aber nicht alle. Bei den orangefarbenen Hokkaidos kann die Schale ruhig dranbleiben.
3. Kann man Kürbis auch roh essen?
Ja! Dünn aufgeschnitten oder geraffelt und mariniert ganz wunderbar.
4. Woran erkennt man, dass ein
Kürbis reif ist?
Unreife Kürbisse fühlen sich wachsig an. Sind sie reif, ist die Schale glatt und hält dem Fingernageldruck stand.
5. Wie lange kann man
Kürbisse lagern?
Gut ausgereifte, unverletzte Früchte monatelang – am besten in trockener, eher kühler Umgebung.
6. Sind Zucchini auch
Kürbisse?
Ja. Aber sie gehören zu den Sommerkürbissen und werden im Gegensatz zu den meisten anderen Sorten im unreifen Zustand geerntet. Je kleiner, desto besser.
7. Kann man aus allen
Kürbissen Kernöl machen?
Eigentlich ja. Aber den Kernen der Sorte „Steirischer Ölkürbis“ ging durch eine Mutation die harte, weiße Schale verloren, deswegen muss man sie vor dem Pressen nicht schälen – was das Ganze viel einfacher macht.
Das Schälen erledigt man am besten mit einem Rohschäler – möglichst locker über die Schale ziehen.
Püree dient als Basis für Suppen, Pastagerichte, Süßspeisen. Mehrere Möglichkeiten zur Herstellung: 1. Kürbis in Spalten schneiden, im Backrohr backen, bis das Fruchtfleisch weich ist, mit einem Löffel aus der Schale lösen, pürieren. 2. Kürbis schälen, in Stücke schneiden und in wenig Salzwasser weich dünsten. 3. Kürbisfleisch raffeln, in einer Pfanne in Öl anschwitzen, mit wenig Flüssigkeit untergießen, zugedeckt weich dünsten. Im Gegensatz zu frischem Kürbis lässt sich Püree gut einfrieren. Erst nach dem Auftauen würzen!
Für ein Kürbisgröstl schneidet man das Fruchtfleisch blättrig, röstet es mit Zwiebel und rotem Paprika an, gießt mit einem Schuss Weißwein auf, würzt mit Chili, Salz, Pfeffer, Kümmel, röstet, bis der Kürbis bissfest ist.
Kürbis – vor allem die Butternuss – lässt sich auch gut im Backrohr garen: in Spalten schneiden, mit Öl einstreichen, salzen, pfeffern, mit Kräutern und Knoblauch ca. 30 Minuten bei 200°C braten. Oder mit Zimt und Zucker bestreuen, braten, mit Vanilleeis und Schlagobers essen.
Für Kürbispuffer wird Fruchtfleisch grob geraffelt, mit Ei und wenig Mehl gebunden, mit Salz und Pfeffer gewürzt. Sofort in gutem Öl beidseitig knusprig braten.
Kürbiskerne schmecken frisch geröstet am allerbesten: in wenig Kernöl rösten, bis sie platzen/springen, dann salzen.
Auch die zarten, saftigen Triebspitzen der Kürbispflanze sind essbar: kurz überkochen, mit brauner Butter und Parmesan servieren.
Heimat des Kürbis (Cucurbita) ist unumstritten Amerika, Funde in Mexiko werden auf 7.000 vor Christus datiert. In den Hochkulturen der Mayas, Inkas und Azteken war der Kürbis Grundnahrungsmittel. Bald nach der Entdeckung Amerikas gelangten erste Kürbissorten nach Europa und verbreiteten sich rasch – einerseits waren die bunten Früchte beliebte Souvenirs, andererseits auch willkommene Ergänzung der Nahrung während der langen Schiffsreisen.
Im Gegensatz zu anderen Früchten aus der neuen Welt, wie Erdäpfel oder Paradeiser, wurde der Kürbis relativ rasch als Nahrungsmittel akzeptiert, was wohl daran liegt, dass ähnliche Fruchttypen in Form von Melonen oder Flaschenkürbissen bereits bekannt waren. Öffentliche Unterstützung fand der Kürbis unter Kaiserin Maria Theresia, die per Erlass zum vermehrten Anbau von Kürbis anregte.
Flaschenkürbisse (Lagenaria) hingegen werden schon seit Jahrtausenden in allen wärmeren Gegenden der Erde angebaut. Jung sind die Früchte zwar essbar, größtenteils finden sie aber im voll ausgereiften, getrockneten Zustand ihre Verwendung als Gebrauchsgegenstände, etwa als Flaschen, Vorratsbehältnisse oder Musikinstrumente.
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FRANZLBAUER, Sortenvielfalt
Hintersdorf im Wienerwald, www.franzlbauer.at
- BIOHOF ADAMAH, Speisekürbisse
Glinzendorf, www.adamah.at
- KÜRBISHOF WURZER, Kürbisschau
Bodensdorf bei Wieselburg, www.wurzers.at
- KÜRBISHOF METZ, Sortenvielfalt
St. Florian bei Linz, www.kuerbishof-metz.at
- REINSAAT, biologisches Kürbis-Saatgut
St. Leonhard am Hornerwald, www.reinsaat.at
- WELTGRÖSSTE KÜRBISAUSSTELLUNG
Noch bis 02. November 2014, Ludwigsburg/Baden-Württemberg, www.kuerbisausstellung-ludwigsburg.de
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