Filmfestival Cannes: Als "Borat" und Lars von Trier für Skandale sorgten

Sasha Baron Cohen als "Borat" am Strand von Cannes.
Start für das Filmfestival an der Côte d'Azur: Früher galten dort Starlets als Aufreger, heute muss man für Schlagzeilen kreativer sein. Mit Video.

Ab sofort herrscht für Stars und Sternchen wieder Hochsaion in Südfrankreich. In den noch unschuldigen 1950er-Jahren war es einfach, für 15 Minuten zum Star zu werden. Zumindest am Strand vor den großen Hotels wie dem Carlton. Zumindest dann, wenn die ganze Filmwelt für zwei Wochen im Mai auf das Treiben an der Croisette schaute. Schön, wenn man wie Brigitte Bardot über den roten Teppich tänzeln durfte. Aber auch die Damen aus einer anderen Liga wussten auf sich aufmerksam zu machen. Wer ein bissl am Bikini-Top zupfte, landete in den Weltnachrichten. "Sooo ein Skandal!" Ja, so einfach war das.

Im "Mankini" am Strand

Im Vergleich dazu bewies ein britischer Komiker Jahrzehnte später echten Mut: Sasha Baron Cohen. Der als "Ali G" auf der Insel zum Star gewordene Schauspieler, präsentierte sich 2006 mit eigenem Film und eigenwilligem Geschmack. Als "Borat" stakste er in einem neongrünen "Mankini" über den Strand. Ein Bild, das sich stärker als Janet Jacksons "Nipplegate" in unseren Gehirnen festsetzen sollte.

Lars von Trier: "Ich verstehe Hitler"

Weniger mit Schauwerten als mit deftigen Worten machte 2011 der dänische Regisseur Lars von Trier von sich reden. Während der Pressekonferenz zu seinem wunderbaren Film "Melancholia" theaterte er sich in einen Monolog hinein, in dem Sätze wie "Okay, ich bin ein Nazi" und "Ich verstehe Hitler" fielen. Von Trier wurde daraufhin von der Festivalleitung zur "Persona non grata" erklärt und brauchte Jahre, um nicht auf dieses verbale Drama angesprochen zu werden.

Viele Jahre zuvor, nämlich 1987, drehte der US-amerikanische Filmkritiker Roger Ebert in Cannes seine Runden und sprach unter anderem mit Filmmogul Menahem Golan über die Charles-Bukowski-Filmbio "Barfly". Ihm war zu Ohren gekommen, dass Golans Produktionsfirma "Cannon" den Film nur finanziert habe, weil Filmemacher Barbet Schroeder gedroht habe, sich vor ihm einen Finger abzuhacken. Und mit der Amputations-Action nicht aufzuhören, bevor er, Golan, die volle Unterstützung zusichere. Roger Ebert darüber in seinem Cannes-Erinnerungsbuch "Two Weeks in the Midday Sun": "Wenn diese Story erst in Hollywood kursiert, wird Ihr Büro von Leuten mit Black & Decker-Stichsägen belagert werden." Menahem Golan daraufhin: "Das wird nicht funktionieren. Ich sagte nur aus einem Grund zu: Weil ich diesen Film auch machen wollte."

Filmfestival Cannes: Als "Borat" und Lars von Trier für Skandale sorgten

"Barfly"-Regisseur Barbet Schroeder

Roger Ebert (1942-1013) ist der erste Filmkritiker, der mit einem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Sein Markenzeichen war die "Thumbs"-Geste, entweder "up" oder "down". Das Cannon-Studio stand unter seiner besonderen Beobachtung, da es das Gespann Menahem Golem-Yoram Globus bei Filmfestivals immer auf einen Treppchenplatz abgesehen hat, obwohl es auf eher mindere Filmware spezialisiert war. Ebert: "Kein anderes Filmstudio hat mehr Anstrengungen unternommen als Cannon, selbst wenn es Multi-Millionen-Flops wie ,Over the Top'" mit Sylvester Stallone produziert hat."

Surprise, surprise: Sylvester Stallone ist auch bei den 72. Internationalen Filmfestspielen von Cannes mit dabei - mit "Rambo 5", dem Finale der gleichnamigen Actionreihe. Aber das immerhin nicht im offiziellen Programm, sondern außer Konkurrenz. Und: Nicht im Ganzen, sondern nur Teile davon.       

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Sylvester Stallone in seiner Paraderolle

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