Interview mit einer SOS-Kinderdorf-Patin: „Es ist ein gutes Gefühl, für andere da zu sein“

Interview mit einer SOS-Kinderdorf-Patin: „Es ist ein gutes Gefühl, für andere da zu sein“
Hinter jeder SOS-Kinderdorf-Patenschaft steckt eine individuelle Geschichte. Monika Tanzer gewährt uns im Interview einen Einblick in ihre Reise als Patin und enthüllt, warum die Verbindung zu einem Dorf in Uganda für sie mehr als nur eine finanzielle Unterstützung ist.

Viele Menschen würden gerne spenden, bleiben aber oft mit zahlreichen Fragen zurück: Kommt das Geld überhaupt an? Macht die Spende einen Unterschied? Und wie transparent ist das Ganze eigentlich? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, haben wir ein Interview mit Monika Tanzer, langjährige SOS-Kinderdorf-Patin, geführt, um einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen zu bekommen.

Wie sind Sie damals auf SOS-Kinderdorf aufmerksam geworden und was hat Sie dazu bewogen, die Arbeit dieser Organisation zu unterstützen?

Monika Tanzer: Ich bin im Bereich Personalentwicklung tätig und habe 2012 vom SOS-Kinderdorf eine Anfrage für einen Auftrag erhalten. Nachdem ich schon viel Gutes von dieser Organisation gehört und gelesen habe, freute ich mich über diesen Auftrag besonders und ich sagte zu. Das gemeinsame Arbeiten mit einigen MitarbeiterInnen von SOS-Kinderdorf hat mir sehr große Freude gemacht und mir einen tieferen Einblick in die Organisation und ihre sinnstiftenden Projekte erlaubt. Es hat nicht lange gedauert und ich wurde auf eine mögliche Patenschaft angesprochen. Nach einem interessanten Austausch habe ich mich für eine Dorfpatenschaft in Uganda entschieden. 

Interview mit einer SOS-Kinderdorf-Patin: „Es ist ein gutes Gefühl, für andere da zu sein“

Monika Tanzer ist seit 2012 SOS-Kinderdorf-Patin.

Können Sie uns etwas über Ihre Erfahrungen hinsichtlich Kommunikation und Kontakt zu „Ihrem“ SOS-Kinderdorf erzählen? 

Ich habe mich für eine Dorfpatenschaft in einem SOS-Kinderdorf in Uganda entschieden, weil ich so die Möglichkeit habe, direkt und nachhaltig das Leben von benachteiligten Kindern zu verbessern und ihnen eine bessere Zukunftsperspektive zu bieten. Es ist einfach schön zu sehen und zu lesen, was sich jedes Jahr im Dorf tut. Ich bekomme einmal im Jahr einen Brief mit einem aktuellen Foto, das einiges darüber aussagt, wofür mein Spendenbeitrag verwendet wird. Ob es für die Schulausbildung, für gemeinsame sportliche Aktivitäten oder im Gesundheitsbereich verwendet wird – ich erhalte immer einen umfassenden Einblick.

Gibt es Transparenz darüber, wie Ihre Gelder verwendet werden? Können Sie hierauf Einfluss nehmen?

Für mich ist es ausreichend transparent genug, zu wissen, wofür mein Geld verwendet wird. Ich habe auf jeden Fall das Gefühl, dass ich einen Beitrag dazu leisten kann, dass in diesem Dorf etwas instandgehalten oder aufgebaut werden kann. Ich vertraue voll und ganz darauf, dass die Verantwortlichen vor Ort am besten wissen, wofür sie meine monatliche Spende verwenden. Manchmal erfahre ich, was angebaut wird. Ein anderes Mal werde ich darüber informiert, dass nun eine bessere medizinische Versorgung möglich ist und die Kinder gesund heranwachsen dürfen. Und wiederum ein anderes Mal schreiben sie mir, dass die Schule neues Inventar bekommt und die Kinder so noch mehr Freude am Lernen haben. Daher weiß ich gar nicht, ob ich noch spezielle Wünsche äußern könnte – und würde. Wie gesagt: Vor Ort wissen die Menschen sicherlich am besten, was die Kinder im Dorf benötigen, damit sie in eine möglichst stabile Zukunft blicken können und womit sie die größte Freude haben. 

Erhalten Sie regelmäßige Updates von SOS-Kinderdorf und über „Ihr“ Dorf im Besonderen?

Ja, ich bekomme immer wieder Informationen, was sich in der Organisation tut und welche Projekte es gibt. Manchmal über den Postweg durch den Kinderdorf-Boten, manchmal über die sozialen Medien. Auch die Website von SOS-Kinderdorf gefällt mir persönlich sehr gut, weil sie einfach und übersichtlich zeigt, welche Möglichkeiten es gibt, Gutes zu tun. Der Jahresbericht 2022 unter dem Titel „Schnappschüsse, die ihre Wirkung zeigen“ ist beispielsweise richtig spannend zu lesen. 

Gibt es bestimmte Erfolgsgeschichten oder besondere Momente aus Ihrer Patenschaft, die Sie gerne teilen würden und die Ihre Überzeugung in Bezug auf SOS-Kinderdorf gestärkt haben?

Für mich sind es nicht bestimmte Erfolgsgeschichten aus dem Dorf. Für mich ist es der regelmäßige Brief aus Uganda mit Informationen und dem Foto von spielenden Kindern, die sich bedanken – und das mit einem Lächeln. Ich bin seit vielen Jahren von SOS-Kinderdorf und ihren Projekten überzeugt. Nachdem ich das Glück habe, sehr viele von den MitarbeiterInnen persönlich zu kennen und ihren Einsatz erlebe, fällt es mir leicht, die Informationen und Angebote als vertrauenswürdig einzuschätzen. Ich freue mich, wenn meine Spende dazu beiträgt, dass für einige junge Mädchen und Burschen der Traum von einem „normalen“ Leben wahr wird. 

Einige Menschen könnten besorgt sein darüber, dass sich ihre finanzielle Situation ändert und sie die Patenschaft nicht mehr aufrechterhalten können. Gibt es in solchen Fällen Flexibilität und Unterstützung für PatInnen? Kann die Patenschaft jederzeit beendet werden?

Ich selbst habe noch nicht darüber nachgedacht, meine Spende einzustellen oder zu verringern. Aus Erzählungen weiß ich aber, dass es immer wieder einmal vorkommt, dass es die persönlichen Umstände verlangen, monatliche Ausgaben zu überdenken. In diesem Fall kann man gemeinsam mit SOS-Kinderdorf schauen, welche Optionen es gibt. Ich denke, dass ein Ausstieg jederzeit möglich ist. 

Interview mit einer SOS-Kinderdorf-Patin: „Es ist ein gutes Gefühl, für andere da zu sein“

In Uganda befinden sich momentan vier SOS-Kinderdörfer. Die Hauptausrichtung der SOS-Kinderdorf-Aktivitäten liegt in der Durchführung von Programmen zur Stärkung von Familien, die von den SOS-Kinderdörfern koordiniert werden.

Was würden Sie Menschen raten, die darüber nachdenken, eine Patenschaft bei SOS-Kinderdorf zu übernehmen, aber noch zögern? Welche Ratschläge oder Erkenntnisse würden Sie ihnen mitgeben?

Vielen von uns geht es immer noch sehr gut – dafür sollten wir täglich dankbar sein! Leider gibt es viele Menschen, und besonders viele Kinder, die das nicht behaupten können. Wenn wir also in uns hineinspüren, wissen wir alle, was es bedeutet, ein glückliches Kind zu sein: Wir brauchen Zuneigung und Nähe, damit es uns gut geht. Wir wissen, wie wichtig es ist zu lernen, zu wachsen und positiv durchs Leben zu gehen. Wir wissen, was es heißt, in Würde aufzuwachsen und respektvoll und liebevoll behandelt zu werden. All das und vieles mehr können wir Kindern ermöglichen, wenn wir unsere Herzen öffnen und unseren finanziellen Beitrag leisten. Es ist ein gutes Gefühl, für andere da zu sein und somit ein Stück des eigenen guten Lebens zu teilen.

Entdecken Sie hier die verschiedenen Möglichkeiten, wie Sie sich bei SOS-Kinderdorf engagieren können.