,,Wir sparen uns Arm"

David Mayer-Heinisch
Viele junge Menschen möchten ihr Geld sinnvoll anlegen, wissen aber nicht, wie sie anfangen sollen. David Mayer-Heinisch, CEO und Co-Gründer von froots, macht den Einstieg in die professionelle Geldanlage für alle unter 27 kostenlos.

Immer mehr Menschen spüren, dass staatliche Sicherheiten bröckeln und Eigeninitiative gefragt ist. Anstatt passiv auf Reformen zu warten, braucht es ein neues Verständnis von Verantwortung beim Thema Geld. Darüber spricht David Mayer-Heinisch, CEO und Co-Gründer des persönlichen Investment-Service froots, im Interview.

Warum bieten Sie als gewinnorientiertes Unternehmen Ihr Service kostenlos für Menschen unter 27 an?

David Mayer-Heinisch: Schwierige Zeiten erfordern unkonventionelle Maßnahmen. Niemand sagt es laut, aber wir haben ein Problem. Immer mehr Menschen erreichen das Pensionsalter, während weniger Junge nachkommen. Das bringt das Umlagesystem ins Wanken. Die Sicherheiten, auf die sich frühere Generationen verlassen konnten, lassen sich so nicht halten. Junge Menschen müssen anfangen zu investieren. Deshalb wollen wir ein Zeichen setzen. Wer seine Zukunft gestalten will, darf nicht darauf warten, dass die Politik es richtet.

Was bedeutet Eigenverantwortung im finanziellen Alltag?

Wenn man es positiv sieht – was

man sollte – bedeutet es, das Steuer wieder selbst in die Hand zu nehmen. Eigentlich eine schöne Vorstellung, oder? Vor allem für Junge: Sie haben den größten Vorteil, den man am Kapitalmarkt haben kann: Zeit.

Warum tun sich so viele schwer, den Schritt vom Sparen zum Investieren

zu machen?

Wir haben’s einfach nie gelernt. Wir leben’s nicht vor und wir schaffen keine sinnvollen Rahmenbedingungen. In einem Land, in dem der Bausparer noch gefördert wird und der Aktienmarkt als Teufelswerkzeug gilt, darf uns das nicht überraschen. Über 300 Milliarden Euro liegen schlecht verzinst auf Konten – bei vier Prozent Inflation. Wir sparen uns arm. Das muss nicht sein. Genau deshalb haben wir froots gegründet.

Wie erleichtert froots den Einstieg?

Wir helfen zu planen und umzusetzen. Unsere Kunden, ob groß oder klein, definieren mit uns ihre Ziele, wir investieren professionell und schützen sie vor schlaflosen Nächten und emotionalen Fehlentscheidungen. Das größte Risiko ist meist nicht der Markt, sondern das eigene Verhalten: Euphorie bei steigenden Kursen, Angst bei fallenden. Dieser Kreislauf vernichtet mehr Vermögen als jede Krise. Weil Zeit am Kapitalmarkt entscheidend ist, ist unser Service für alle unter 27 gebührenfrei. 18- bis 26-Jährige können ihre ersten 10.000 Euro professionell verwalten lassen, ohne Gebühren. So wollen wir jungen Menschen den Einstieg erleichtern und zeigen, dass sich langfristiges Denken auszahlt.

Traditionell übernehmen Privatbanken die Vermögensverwaltung. Sie sagen, das geht heute auch anders – wie?

Das Prinzip der Vermögensverwaltung ist großartig, also jemanden zu haben, der mit mir einen Plan macht, ihn umsetzt und mich auf dem Weg begleitet. Aber die Art, wie es gemacht wird, ist oft verstaubt und aus der

Zeit gefallen. Wir denken Vermögensverwaltung neu, weil man heute kein großes Vermögen mehr braucht, um ein gutes Service zu bekommen. Die Welt hat sich verändert, Technologie macht vieles möglich. Bei froots gibt’s keine roten Teppiche und Polo-Turniere, dafür professionelles Portfoliomanagement und empathische Menschen, die helfen, Ziele im Leben zu definieren.

Was raten Sie jungen Menschen heute?

Positiv bleiben. Wir leben in einer unglaublich spannenden Zeit. Ja, vieles da draußen kann Angst machen, aber genau deshalb ist es wichtig, optimistisch zu bleiben, fleißig zu arbeiten und finanzielle Unabhängigkeit aufzubauen. Nur so können wir uns auf das konzentrieren, was uns wirklich Freude macht und wichtig ist.

Für wen eignet sich das U27-Angebot konkret?

Für junge Menschen, die anfangen wollen, Verantwortung zu übernehmen, egal ob Lehrling, Studentin oder Berufseinsteiger. Viele starten mit kleinen Beträgen, 100 oder 200 Euro im Monat, und bauen darauf auf. Wichtig ist nicht, wie viel man investiert, sondern dass man es zur Gewohnheit macht und früh beginnt. Wer das schafft, legt das Fundament für alles, was danach kommt.

Was wünschen Sie sich von der Politik?

Mut, die unangenehmen Themen endlich anzupacken. Eine Pensionsreform ist unumgänglich, Finanzbildung ein Muss. Wir Wähler sind nicht dumm. Wir verstehen, dass Veränderungen nötig sind. Und wir sind bereit, unseren Beitrag dazu zu leisten.

Herta Scheidinger

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