Wertpapiere: Zukunftsaktien statt Krisenpapiere

Antizyklisch handeln, wenn andere zögern – dieses Prinzip bewährt sich an der Börse seit jeher. Handelskonflikte, Zinssorgen und geopolitische Risiken belasten die Stimmung – doch einige Anleger bleiben zuversichtlich. Denn wer langfristig denkt, erkennt gerade in Zeiten der Unsicherheit Chancen: Unternehmen, die auf Innovation, Wandel und Stabilität setzen, könnten die Gewinner der kommenden Jahre sein. „Diese Unternehmen zeichnen sich durch eine überdurchschnittliche Innovationskraft aus und sind oft Technologieführer mit klarem Wettbewerbsvorteil“, sagt Florian Wandl, Fondsmanager bei der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft. Dabei sei nicht nur der berühmte „Burggraben“ entscheidend – also ein struktureller Vorteil gegenüber der Konkurrenz, etwa durch Patente, Markenstärke oder hohe Wechselbarrieren – sondern auch die Fähigkeit, Megatrends frühzeitig zu erkennen und in skalierbare Geschäftsmodelle zu übersetzen. Wandl: „Eine starke Bilanz, gutes Management und kontinuierliche Investitionen in Forschung und Entwicklung sind Pflicht – nicht Kür.“ Wandl nennt als Beispiel Technologietitel mit digitalem Geschäftsmodell, die von strukturellem Wandel profitieren.
Trendthemen zählen
Dass solche Kriterien mehr sind als akademische Ideale, bestätigt auch Marion Morales Albiñana-Rosner, Vorständin Wealth Management und Private Banking der UniCredit Bank Austria: „Wir setzen auf Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen, solider Bilanzqualität und strukturellem Rückenwind – etwa durch den medizinischen Fortschritt, Digitalisierung oder Elektromobilität.“ Die wichtigsten Zukunftstrends beruhen ihrer Einschätzung nach nicht auf kurzfristigen Moden, sondern auf fundamentalen gesellschaftlichen Entwicklungen. Viele Anleger zeigen sich risikobereiter – entscheidend bleibt jedoch Disziplin in volatilen Zeiten. Morales: „Ein gut strukturiertes Aktienportfolio bleibt die tragende Säule jeder Vermögensallokation mit Blick auf Wachstum und Qualität. Interessant sind aktuell europäische Gesundheitswerte mit stabiler Bilanz und klarer Marktstellung.“

Wir setzen auf Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen."
Aktives Management
Eine ähnliche Strategie verfolgt auch Harald Holzer, Chief Investment Officer der Kathrein Privatbank: „Wir gewichten aktuell Basiskonsum, Versorger und Industrie stärker, weil diese Sektoren robuster gegenüber geopolitischen Risiken und Zinsveränderungen reagieren.“ US-Aktien spielen trotz politischer Unsicherheiten weiterhin eine wichtige Rolle, ergänzt werden sie durch europäische Titel und selektiv auch kleinere Unternehmen mit starker Wachstumsstory. Dabei setzt Holzer auf aktives Management: „ETF-Strategien bilden oft nur große Titel ab. Wer Chancen abseits der Indizes sucht, braucht aktives Stockpicking.“ Holzer setzt unter anderem auf defensive Versorger und ausgewählte Industriewerte mit Infrastrukturbezug.

Wir gewichten aktuell Basiskonsum, Versorger und Industrie stärker.“
Breite Streuung
Neben den richtigen Branchen bleibt auch die Zusammensetzung des Portfolios entscheidend. Wandl etwa kombiniert in ausgewählten Fonds bewusst defensive Dividendentitel mit chancenreichen Wachstumswerten. „Diese Mischung trägt zur Stabilität bei und erschließt gleichzeitig Renditechancen.“ Dabei gelten Qualitätsaktien mit stabiler Gewinnentwicklung und starker Marktstellung oft als teuer, doch Wandl sieht darin keinen Widerspruch: „Das Qualitäts-Premium – also Bewertungsaufschläge für besonders profitable Unternehmen – ist angesichts hoher Kapitalrenditen gerechtfertigt.“ Für Morales gewinnen auch ESG-Kriterien weiter an Bedeutung – nicht zuletzt, weil Verstöße zunehmend zu Reputationsrisiken oder regulatorischem Druck führen können.

Eine starke Bilanz und kontinuierliche Investitionen sind Pflicht – nicht Kür.“
Resilienz sichern
Holzer wiederum betont, wie essenziell Diversifikation und Absicherung geworden sind. Sein Team setzt auf Währungshedging, gezielte Titelauswahl, aktive Steuerung der Aktienquote und Streuung über Regionen und Sektoren. „Wir nutzen Selektionsmodelle, die Zukunftstrends früh erkennen – und suchen bewusst nach Unternehmen mit globaler Aufstellung und Wachstum in strategischen Bereichen.“
Technologie, Industrie und Finanzen: Diese Aktien bieten Perspektive
- Nemetschek SE (ISIN: DE0006452907): Der Münchner Softwareanbieter entwickelt digitale Lösungen für Bau, Architektur und Medien. Besonders stark: der hohe Anteil an wiederkehrenden Umsätzen, die Expansion im SaaS-Bereich und eine bereinigte EBITDA-Marge von über 30 Prozent. Mit neuen KI-Anwendungen bleibt Nemetschek eine der spannendsten Tech-Aktien Europas.
- Andritz AG (ISIN: AT0000730007): Der Grazer Maschinenbauer ist in über 40 Ländern aktiv und liefert nachhaltige Technik für Wasserkraft, Recycling und Industrie. Ein starker Auftragsbestand, wachsender Serviceanteil und langfristige Ziele bis 2027 machen die Aktie attraktiv für Langfristanleger.
- Aurubis AG (ISIN: DE0006766504): Das Unternehmen ist Europas führender Kupferverarbeiter und ein zentraler Player in der Kreislaufwirtschaft. Über eine Million Tonnen Recyclingmaterial jährlich und ambitionierte Nachhaltigkeitsziele sichern die Position. Trotz hoher Investitionen bleibt die Marge solide – ein stabiler Rohstoffwert.
- Deutsche Bank AG (ISIN: DE0005140008): Der Bankenriese überraschte 2025 mit einem Rekordgewinn. Steigende Erträge, eine robuste Eigenkapitalquote und disziplinierte Kostenkontrolle untermauern das Comeback der Traditionsbank. Analysten sehen weiteres Aufwärtspotenzial – getragen von klarer Dividendenpolitik und einem stabilen Geschäftsmodell.
Klimapioniere und Techführer: Diese Fonds decken alles ab
- 3 Banken Unternehmen & Werte Aktienstrategie (AT0000A23KD0): Dieser Fonds investiert in europäische Familienunternehmen und Hidden Champions mit stabilem Kernaktionär – bevorzugt aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Fokus stehen Small- und Mid-Caps mit robustem Geschäftsmodell und klarer Zukunftsperspektive. Branchen wie Industrie und Grundstoffe sind stark gewichtet. Die Performance lag in den letzten drei Jahren bei über zehn Prozent – ein solider Tipp für langfristig orientierte Anleger.
- onemarkets Amundi Climate Focus Equity Fund M (LU2503843356): Der Fonds investiert weltweit in Aktien von Unternehmen, die aktiv zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen. ESG-Kriterien und niedrige -Intensität stehen im Fokus. Top-Positionen sind Microsoft, JPMorgan, NVIDIA und Sony. Rund 55 Prozent des Portfolios liegen in den USA. Die Sektorverteilung ist breit, die Volatilität moderat. Mit über 48 Prozent Performance in drei Jahren ist er ein starker Tipp für nachhaltige Anleger.
- iShares STOXX Europe 600 Technology UCITS ETF (DE000A0H08Q4): Der ETF bildet den europäischen Technologieindex STOXX Europe 600 Technology ab – mit Top-Werten wie ASML, SAP oder Infineon. Anleger investieren damit gezielt in Europas Technologieführer. Die laufenden Kosten (TER) betragen 0,46 Prozent pro Jahr. In den letzten drei Jahren erzielte der ETF eine Performance von 55 Prozent.
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