Investieren in stürmischen Zeiten: Drei Experten geben Tipps

Bull and Bear on financial Newspaper
Trotz Krisen, Zinswende und geopolitischer Risiken zeigen die Märkte Stärke. Finanzprofis erklären, wie man klug investiert.

Handelskonflikte flammen auf, werden vertagt, Zinssenkungsspekulationen treiben die Kurse – und täglich neue Schlagzeilen stellen alles wieder infrage. Wie umgehen mit einem Umfeld, das zwischen Krisenmodus und Comeback-Stimmung pendelt? Drei Investmentprofis erklären, wie sie ihre Portfolios ausrichten – und welche Strategien sich jetzt bewähren.

1. Warum ist es gerade jetzt falsch, nicht investiert zu sein? 

Maximilian Clary und Aldringen, Privatkundenvorstand der Erste Bank, macht deutlich, warum ein Rückzug aus dem Markt ein Fehler sein kann: „Es gibt die alte Börsenweisheit ’Time in the market beats timing the market’ – und sie stimmt.“ Wer in den vergangenen 20 Jahren nur die zehn besten Tage am US-Markt verpasst habe, erzielte eine deutlich niedrigere Rendite. Er betont: „Gerade in turbulenten Phasen kann man durch konsequentes Investieren und gestaffelte Einstiege profitieren.“ Er warnt vor emotionalen Schnellschüssen, die oft zu Verlusten führen: „Wichtig sind langfristige Ziele, breite Streuung und professionelle Beratung. Wer Geduld hat, wird belohnt.“

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Wichtig sind langfristige Ziele und breite Streuung. Geduld wird belohnt.“

von Maximilian Clary

Erste Bank

2. Wie beeinflussen geopolitische Risiken und die Zinswende Anlage-Entscheidungen der Profis?

 Karin Kunrath, Chief Investment Officer bei Raiffeisen Capital Management, beobachtet die politischen Entwicklungen genau: „Das temporäre Zurückrudern der US-Regierung bei Zöllen hat zuletzt eine Markterholung bewirkt. Doch die mittelfristigen Auswirkungen bleiben abzuwarten.“ Sie rechnet mit erhöhter Inflation, schwächerem globalen Wachstum und einem anhaltend hohen Zinsniveau – vor allem in den USA. Das wirkt sich direkt auf die Gewichtung aus: „Wir haben zuletzt die Positionierung bei Euro-Staatsanleihen erhöht. Auch Mischfonds bieten bei diesen Rahmenbedingungen attraktive Chancen – vor allem, wenn sie flexibel agieren.“ Kunrath setzt auch auf strategische Themen mit Zukunft: „Wir konzentrieren uns auf drei Megatrends – demografischer Wandel, Klimawandel und technologischer Fortschritt.“

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Das Zurückrudern der US-Regierung bei Zöllen hat zuletzt eine Markterholung bewirkt.“

von Karin Kunrath

Raiffeisen Capital

3. Was sind typische Anlegerfehler in Krisenzeiten – und wie lassen sie sich vermeiden?

Karl-Heinz Strube, Leiter Asset Management bei der Hypo Vorarlberg, beobachtet immer wieder dasselbe Muster: „Viele Anleger verkaufen in der Krise aus Angst – und kaufen später zu höheren Kursen wieder ein.“ Das sei das genaue Gegenteil einer erfolgreichen Strategie. Strube empfiehlt stattdessen regelmäßiges Investieren nach festen Regeln. „Der Cost-Average-Effekt glättet die Einstiegskurse – und Disziplin ist der Schlüssel.“ Er rät zu einem systematischen, breit gestreuten Portfolio mit klarer Risikovorgabe: „Wer vorher weiß, was er wann tut, kann auch in Stressphasen ruhig bleiben.“

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Wer vorher weiß, was er wann tut, kann auch in Stressphasen ruhig bleiben.“ 

von Karl-Heinz Strube

Hypo Vorarlberg

4. Wie können Anleger in dieser Lage Ruhe bewahren? 

Strube setzt auf ein ausgewogenes Multi-Asset-Modell: „Anleihen, Aktien, Edelmetalle, Rohstoffe, Immobilien – diese Mischung macht ein Portfolio robuster.“ Die Hypo Vorarlberg reagiere dabei antizyklisch auf Marktbewegungen: „Wir sehen in Verwerfungen auch Chancen.“ Regelmäßige Sparpläne seien dafür ein ideales Werkzeug: „Sie zwingen zu Disziplin und nehmen Emotionen aus dem Spiel. Gerade in unruhigen Phasen bringen sie Ruhe.“

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