Warum Investoren 2025 wachsam bleiben sollten

Warum Investoren 2025 wachsam bleiben sollten
Portfoliomanager Stefan Donnerer über die aktuelle Lage an den internationalen Börsen.

Die Finanzmärkte blicken aktuell auf eine außergewöhnliche Zeit. Getrieben von der Technologierallye erreichten die Indizes NASDAQ, S&P 500 und MSCI World zu Jahreswechsel neue Höchststände. Doch mit der fortdauernden Trump-Präsidentschaft scheint die anfängliche Gunst der Märkte immer mehr zu kippen und Unsicherheit und Volatilität machen sich breit. Europa scheint auf den ersten Blick von diesen Entwicklungen zu profitieren und verpasste Kursgewinne der vergangenen Jahre aufzuholen. Doch im globalen Kontext relativiert sich dieses Bild, insbesondere angesichts geopolitischer Spannungen, steigender notwendiger Rüstungsausgaben und Handelskonflikte.

Die jüngsten Kursanstiege und die rasche Korrektur seit Jahresbeginn verdeutlichen die Risiken perfekt. Lange Zeit wiegten sich viele Anleger in falscher Sicherheit – wie der Bauer in Nassim Nicholas Talebs Truthahn-Paradoxon, der seinen Truthahn täglich füttert und pflegt, sodass dieser sich zunehmend für sicher und unantastbar hält – bis er an Thanksgiving für ihn völlig überraschend geschlachtet wird. An den Finanzmärkten erleben wir oft ähnliche Dynamiken. Langfristig erarbeitete Gewinne können ebenso abrupt und unerwartet vernichtet werden.

Manche Aktienbewertungen basieren aktuell eher auf Optimismus als auf Fundamentaldaten. Insbesondere Technologiewerte scheinen sehr fantasievoll bewertet zu sein und nehmen Dank der Kursrallye einen besonders hohen Teil in der Gewichtung vieler Indizes und Fonds ein, wodurch das Klumpenrisiko steigt: Fallen diese Titel, geraten ETFs (börsegehandelte Fonds) unter Druck. Die ursprüngliche Idee der breiten Diversifikation droht so ad absurdum geführt zu werden.

Comeback

Anleihen erleben indes ein Comeback. Die Zinswende machte Rentensegmente wieder attraktiv. Reale Zinsgewinne sind mit risikoarmen Staatsanleihen wieder erzielbar. Zudem erfüllen Anleihen wieder ihren Zweck als wertstabilisierende Komponente in einer Porfoliokonstruktion und können empfindliche Wertkorrekturen am Aktienmarkt kompensieren. Dank laufender Erträge ist es somit wieder reizvoll, Anleihen beizumischen, um die Volatilität im Portfolio zu reduzieren.

Die wachsenden Bewertungsunterschiede zwischen einzelnen Aktienmärkten sorgen für Nervosität. Aktuelle Kurse lassen sich teils nur noch mit Fantasie rechtfertigen. Das erinnert an den Satz von Chuck Prince (Citigroup-CEO, 2007): „As long as the music is playing, you“ve got to get up and dance.“ Kurz darauf folgte die Finanzkrise.

Was bedeutet das für Anleger? Weder Angst noch Naivität sind gute Berater. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Risiken zu minimieren und Gewinne zu sichern. Rebalancing, Anpassung der Asset-Allokation oder derivative Absicherungsstrategien können helfen.

Welchen Ton die Musik 2025 spielen wird, bleibt ungewiss – insbesondere durch unvorhersehbare geopolitische Entwicklungen. Wer langfristig erfolgreich sein möchte, sollte sich vorbereiten – und vor allem nicht der Letzte auf der Tanzfläche sein.

 

Stefan Donnerer ist Portfoliomanager bei der Kapitalanlagegesellschaft Security KAG. Diese ist eine 100%ige Tochter der Schelhammer Capital Bank und Teil der GRAWE-Bankengruppe, die wiederum der Grazer Wechselseitigen Versicherung gehört.

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