Nebenwerte im Aufwind: MDAX profitiert von Porsches DAX-Ausstieg

Porsche Werk Leipzig
Der Abstieg von Porsche aus dem DAX lenkt den Blick auf den MDAX. Nach Jahren der Schwäche sind Nebenwerte günstig bewertet.

Der 22. September 2025 markierte einen Einschnitt für Porsche: Der Sportwagenbauer musste den DAX verlassen und findet sich nun im MDAX wieder. Hauptgründe waren ein Gewinnrückgang, Absatzprobleme in China und ein geringer frei handelbarer Streubesitz von nur rund zwölf Prozent. „Der Dax verliert eines der wertvollsten Unternehmen Deutschlands“, erklärte Porsche-Chef Oliver Blume und betonte die Ambition zur Rückkehr. Für Anleger rückt damit der MDAX mit mittelgroßen Werten stärker in den Fokus. Nach einer längeren Durststrecke eröffnet sich hier die Chance auf attraktive Bewertungen und Wachstum.

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Leon Cappel, Portfoliomanager bei DWS Investment, erwartet bald neue Impulse für den  MDAX.

Schwierige Jahre

Die vergangenen drei Jahre waren für Nebenwerte schwierig. Pandemie, Lieferkettenprobleme und der Krieg in der Ukraine trafen sie besonders hart. „Die hohe Inflation und der Zinsanstieg waren einer der Hauptgründe für die schwache Entwicklung gegenüber Standardwerten“, sagt Leon Cappel, Portfoliomanager bei DWS Investment. Francis Ellison, Client Portfolio Manager bei Columbia Threadneedle Investments, erklärt: „Seit Anfang 2022 haben Nebenwerte stark unter Mittelabflüssen gelitten. Die Zinsen sind nun gesunken und die Inflation ist wieder unter Kontrolle. Das hat dazu geführt, dass Nebenwerte in diesem Jahr starke Renditen erzielten.“ Laut Cappel notiert der MDAX noch rund zwanzig Prozent unter seinem Allzeithoch. „Er hat einen relativ hohen Deutschland- und Europa-Anteil, wodurch Firmen vom erwarteten Fiskalstimulus profitieren. Auch ein möglicher Frieden und der Wiederaufbau in der Ukraine könnten positive Impulse geben.“

Wichtige Industrieimpulse

Im MDAX spielen Branchentrends eine zentrale Rolle. Cappel verweist auf den Industriesektor, der vom Re-Shoring profitiert. Nach Jahrzehnten der Verlagerung nach China investieren viele Unternehmen wieder in europäische Standorte, während Sondervermögen für Infrastruktur und Verteidigung zusätzlichen Schub geben. „Besonders der Verteidigungssektor verzeichnet derzeit ein massives Wachstum, das bis weit in die 2030er-Jahre andauern sollte“, so Cappel. Hinzu kommen Telekommunikationsfirmen mit stabilen Cashflows. Ellison sieht auch Chancen im Bankensektor, vor allem in Griechenland oder Portugal. Auch Technologieunternehmen, die vom KI-Boom profitieren, seien spannend. Ellison: „Wir haben erfolgreich in Firmen investiert, die vom Wachstum im Bereich der Rechenzentren profitieren.“ Beim Automobilsektor zeigt er sich skeptisch. „Neue Technologien wie Elektromobilität und autonomes Fahren sind teuer und komplex und die Konkurrenz durch chinesische Hersteller wächst“, so Ellison.

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Francis Ellison, bei Columbia Threadneedle Investments, warnt vor Risiken im Automobilsektor.

Unterschiede DAX

Im Unterschied zum DAX ist der MDAX stärker im verarbeitenden Gewerbe verankert und bietet so Diversifikation gegenüber technologiegetriebenen US-Indizes. Für österreichische Privatanleger ist er laut Cappel eine sinnvolle Ergänzung, vor allem bei hohem US-Anteil. Höhere Chancen bergen jedoch höhere Risiken.

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