,, Nachhaltigkeit bleibt - aber weniger laut"

Aktive Fonds können den Markt schlagen
Heinz Bednar, Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) der Erste Asset Management, spricht im Interview über die Fondsentwicklung in einem volatilen Marktjahr, Chancen für 2026 und die Rolle nachhaltiger Investments.

Von Stephan Scopetta

Die Kapitalmärkte stehen vor einem Jahr des Übergangs – zwischen geopolitischer Unsicherheit, Zinssenkungen und neuer Anlagedynamik. Heinz Bednar, Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) der Erste Asset Management GmbH und Präsident der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG), ordnet die Entwicklungen ein und erklärt, welche Signale die Märkte jetzt prägen und warum aktives Management an Bedeutung gewinnt.

Die Märkte waren 2025 volatil. Wie haben sich die EAM-Fonds in diesem Umfeld entwickelt?

Heinz Bednar: 2025 war trotz hoher Volatilität ein starkes Jahr für Anleger. Wer in Aktien, Anleihen oder Gold investierte, erzielte Erträge über dem langjährigen Schnitt. Nach kurzen Rückschlägen – Stichwort Zölle – erreichten die Börsen neue Rekorde, getragen von sinkenden Zinsen und wachsendem Vertrauen in die Wirtschaft. Besonders stark entwickelten sich der Erste Stock Gold und Fonds mit Österreich-Bezug wie der RT Österreich Aktienfonds. 

Das verwaltete Vermögen der Erste Asset Management überschritt dank hoher Nettomittelzuflüsse erstmals die Marke von 100 Milliarden Euro, die Zahl der Fondssparpläne stieg auf 1,9 Millionen. Viele Investoren bleiben dennoch vorsichtig, obwohl sich die Märkte in Österreich und Europa sehr positiv entwickelt haben.

Lohnt jetzt noch der Einstieg?

Ja, aber mit Bedacht. Höchststände erfordern Disziplin und eine klare Strategie. Wer Emotionen kontrolliert und langfristig denkt, ist im Vorteil. 

Eine breite Streuung und regelmäßiges Investieren sind die entscheidenden Rezepte, um auch in diesem Umfeld attraktive Erträge am Kapitalmarkt zu erzielen.

Welche Themen und Anlageklassen stehen 2026 im Mittelpunkt Ihrer Strategie?

Wir sehen Chancen bei europäischen Qualitätsaktien, Emerging-Markets-Anleihen, Technologieaktien und Edelmetallen. Auch Immobilienfonds sind aufgrund der tieferen Zinsen und Nachfrage interessant. 

Zusätzlich stehen Unternehmensanleihen mit guten und mäßigen Bonitäten hoch im Kurs bei unseren Anlegern.

Aktives Management gewinnt wieder mehr an  Bedeutung. Warum sollten  sich Anleger für aktive verwaltete  Fonds und nicht  für ETFs entschieden?

Aktiv verwaltete Fonds bieten Anlegern die Chance auf Outperformance, weil professionelle Manager flexibel auf Marktveränderungen reagieren und gezielt einzelne Titel auswählen können – statt starr einem Index zu folgen. 

Gleichzeitig setzen wir als Erste Asset Management auch passive ETFs ein: Sie sind interessant für taktische Asset-Allokation-Entscheidungen, wenn man rasch und kosteneffizient in ein bestimmtes Marktsegment investieren möchte.

Nachhaltigkeit ist 2025 etwas aus dem Fokus geraten. Wird ESG 2026 wieder ein Comeback feiern bzw. wird das je wieder ein Thema werden?

Nachhaltigkeit ist 2025 zwar weniger im medialen Fokus, weil geopolitische Themen wie Sicherheit und die schwache Konjunktur dominieren. In den Veranlagungsentscheidungen bleibt Nachhaltigkeit aber fest integriert – besonders bei institutionellen Anlegern wie Pensionskassen und Versicherungen. 

Interessant ist, dass Nachhaltigkeit oft nur mit Umweltaktien gleichgesetzt wird. Genau diese Titel haben 2025 still und leise ein Comeback hingelegt, der Ausblick für 2026 ist weiter positiv.

Ihr Rat an Privatanleger für 2026: Worauf jetzt besonders achten?

Im Zentrum steht Diversifikation: Vermögen über verschiedene Anlageklassen – Aktien, Anleihen, Immobilien, Gold – und Regionen streuen, um Risiken zu reduzieren. Besonders geeignet sind breit aufgestellte Fonds oder eine aktive Vermögensverwaltung. 

Gewinne aus gut gelaufenen Fonds können abgesichert werden, etwa durch Umschichtungen in festverzinsliche Produkte wie Laufzeitenfonds. Gleichzeitig gilt: Chancenreiche Themen weiterverfolgen, breit streuen und durch Fondssparpläne Schwankungen ausgleichen sowie langfristig Vermögen aufbauen.

Stephan Scoppetta

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