Märkte im Spannungsfeld: zwischen KI-Boom und Handelskrieg

Stefan Neubauer
Spannung in Märkten: zwischen KI-Boom und Handelskrieg

In einer Zeit, in der die Weltwirtschaft von Unsicherheiten geprägt ist, zeigen sich die Finanzmärkte erstaunlich resilient, diese Unsicherheiten werden uns wohl auch in 2026 begleiten. Die entscheidende Frage ist, wie lange der Höhenflug an den Börsen noch anhalten kann? Zollkonflikte, schwache Arbeitsmarktdaten in den USA, politische Krisen in Europa und geopolitische Spannungen – die Schlagzeilen sind düster. Dennoch verzeichnen die Aktienmärkte Höchststände, großteils getrieben durch die KI-Fantasie.

Positive Unternehmensdaten als Stütze. 

Wenn man genauer hinsieht, ist es aber nicht die KI allein, auch wenn sie die Schlagzeilen dominiert. Die robuste Performance der Aktienmärkte ist vor allem auf die positive Unternehmensdatenlage zurückzuführen. 

Die Unternehmensgewinne in den USA lagen im ersten Halbjahr bei über zwei Dritteln der Titel über den Konsenserwartungen. Die Entwicklungen am US-Arbeitsmarkt sind ein wesentlicher Indikator für die US-Wirtschaft; trotz der jüngsten Revisionen der Jobzahlen nach unten ist das Wachstum weiterhin robust.

Die Gewinnerwartungen der US-Unternehmen ziehen auf breiter Ebene an, was den Optimismus der Anleger nährt. Für 2026 erwarten Analysten eine Steigerung um 9 % (NDR, 30.9.2025). Die Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed hat zudem das Vertrauen der Investoren gestärkt. 

Die Marktteilnehmer glauben an weitere Zinssenkungen, auch in 2026. Für Europa sehen wir eine Fortsetzung der Erholung, insbesondere bei Finanz- und Industrieunternehmen.

Zinslandschaft und Währungsbewegungen.

Wir sind nicht so optimistisch in Bezug auf die erwarteten Zinssenkungen. Viele US-Unternehmen konnten gestiegene Kosten an die Konsumenten weitergeben, wodurch die Margen stabil blieben. 

Die Inflation könnte damit aber langfristig über den Zielwerten der Fed verharren. Diese Entwicklung schränkt deren Spielraum für Zinssenkungen ein. Für den Euro-Investor ist die US-Dollarschwäche, dieser büßte im Laufe des Jahres 10 % ein, zu berücksichtigen. 

Wir glauben, diese Tendenz wird anhalten und betreiben aktives Währungsmanagement, sichern uns also gegen fallende US-Dollar-Kurse ab.

Dennoch bleiben Risiken bestehen: politische Instabilität, ausufernde Budgets – insbesondere in Frankreich – und mögliche neue US-Zölle. Frankreich bleibt ein Sorgenkind Europas, da die Staatsverschuldung auf Rekordhoch ist und die politische Unsicherheit anhält. 

Die EZB steht aber bereit notfalls einzuspringen, daher ist nicht von einer erneuten Euro-Krise auszugehen.

Fazit: Optimismus mit Vorsicht. 

Insgesamt überwiegt derzeit das positive Szenario. Die fallenden US-Zinsen, stabile Unternehmensgewinne, auch in Europa, und die anhaltende Stärke im Technologiesektor lassen uns vorsichtig optimistisch in die Zukunft blicken. 

Währungsbewegungen, politische Risiken und die Zollpolitik könnten jederzeit für eine Korrektur sorgen. Für 2026 stellt sich aber das Bild aus heutiger Sicht positiv dar.

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