Krypto zwischen Reife und Wandel

Martin Beranek
Kryptowährungen profitieren davon, dass sie durch Gesetze und Regulierungen sicherer und besser einschätzbar werden. Martin Beranek von Bitpanda blickt positiv auch auf technologische Entwicklungen der nächsten Monate.

Von Martin Mühl

Einheitliche Rechtsrahmen und technologische Entwicklungen bringen Kryptowährungen voran.

Kryptowährungen gelten als besonders dynamisch – man ist Veränderung gewohnt. Wie wirken politische Impulse wie jene von US-Präsident Trump auf den Markt?

Martin Beranek: Politische Führung, insbesondere in den USA, hat tatsächlich eine große Signalwirkung für Kapitalmärkte, auch für Krypto. Wenn ein US-Präsident öffentlich Interesse an digitalen Assets bekundet oder regulatorische Freiräume suggeriert, kann das kurzfristig positive Stimmung erzeugen. 

Doch die längerfristige Wirkung hängt von konkreten Maßnahmen ab: Steuergesetze, Bilanzrichtlinien, Klarheit über Assetklasse-Zulässigkeit und bankaufsichtliche Regeln.

Für institutionelle Investoren ist nicht der Showeffekt wichtig, sondern Verlässlichkeit. Ohne stabile Regelwerke und Compliance-Sicherheit halten viele große Investoren sich zurück. 

Solche Signale können Katalysator sein – aber echten Einfluss bekommt man erst, wenn sie von Gesetzgebern und Regulatoren umgesetzt werden.

Die MiCAR-Verordnung – bringt sie mehr Sicherheit und Vertrauen?

Ja, das ist eine der bedeutendsten regulatorischen Veränderungen in Europa. MiCAR schafft einen einheitlichen Rechtsrahmen für Kryptowerte, Diensteanbieter und Emittenten. 

Durch die klaren Regeln schafft es mehr Transparenz, Governance und Rechtssicherheit im Markt. Die Zulassung zu MiCAR bringt somit nicht nur mehr Sicherheit für etablierte Finanzakteure , sondern auch für neue Marktteilnehmer und Investoren. 

Das erhöht das Vertrauen generell in den Kryptomarkt.

Sind Kryptowährungen heute wirklich „angekommen“ – und werden sie von institutionellen Investoren als vierte Anlageklasse akzeptiert?

Absolut, Krypto ist mittlerweile etabliert und viele klassische Investoren und Institute setzen sich mit dem Thema Krypto auseinander. Dies zeigt auch die tolle Kooperation zwischen Bitpanda und der Raiffeisen Landesbank Wien-NÖ. 

Kryptowährungen sind nicht mehr nur eine Spielwiese für Tech-Early Adopter, sondern Teil des Portfolios bei Vermögensverwaltern und institutionellen Investoren.

Viele investieren heute in Bitcoin, Ethereum oder in Krypto-ETFs als Teil einer diversifizierten Strategie. Das heißt: Krypto wird zunehmend als alternative Anlageklasse verstanden, nicht mehr nur als Spekulationsobjekt.

ETFs erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit — spielen Kryptowährungen  hier eine Rolle?

Definitiv. Krypto-ETFs sind ein entscheidender Brückenschlag: Sie erlauben Investoren den Zugang zu digitalen Assets, ohne direkt Coins zu halten.

In den letzten Monaten haben wir zudem Rekordzuflüsse in globale Krypto-ETFs gesehen, was zeigt, dass die Nachfrage und das Vertrauen in den Markt wachsen und dementsprechend die Kurse der Coins mit dem zusätzlichen Kapital auch nach oben getrieben haben. 

ETFs tragen auch dazu bei, dass sich institutionelle Investoren noch mehr mit der Assetklasse Krypto beschäftigen und Coins wie Bitcoin als ernsthafte Ergänzung im Anlageuniversum nutzen.

Blockchain ist mehr als Kryptowährungen – was tut sich in diesem Bereich?

Das ist vielleicht die spannendste Entwicklungsachse. Die Blockchain bietet Möglichkeiten, Prozesse, Vermögenswerte und Governance neu zu denken und zu digitalisieren. Die institutionelle Nutzung in den letzten Jahren nimmt auf jeden Fall zu, aber das starke Wachstum steht in den kommenden Jahren erst an. 

Smart Contracts zum Beispiel zur Abwicklung von Verträgen, automatisierte Treuhandsysteme, tokenisierte Realwerte (Immobilien, Anleihen) oder dezentrale Abstimmungssysteme. 

Wir stehen am Übergang, dass die Blockchain-Infrastruktur nicht nur im Kryptobereich Anwendung findet, sondern in traditionellen Geschäftsprozessen eingesetzt wird.

Bitpanda hat ein neues Auftreten –was steckt dahinter?

Mit unserem neuen Markenauftritt schlagen wir ein weiteres Kapitel in der Entwicklung von Bitpanda auf. Wir haben uns in den vergangenen Jahren vom Fintech-Unicorn aus Österreich zu einer der führenden und regulierten Investmentplattformen Europas entwickelt, mit aktuell über sieben Millionen Kunden, die bei uns in digitale und traditionelle Vermögenswerte investieren. 

Dieses Wachstum wollten wir auch visuell und kommunikativ ausdrücken. Wir wollen zeigen, dass Investieren kein Privileg und keine Nische ist, sondern Teil eines modernen Lebensstils. 

Deshalb arbeiten wir in dieser Kampagne mit globalen Markenbotschaftern aus Sport, Mode und Kultur, die genau dieses Selbstverständnis ebenfalls verkörpern. Sie stehen für Leistung, Eigenverantwortung und einen aktiven Umgang mit der eigenen Zukunft.

Welche Entwicklungen werden Ihrer Meinung nach Einfluss auf die Entwicklung von Kryptowährungen in den nächsten zwöf Monaten haben?

Die nächsten zwölf Monate werden stark von drei zentralen Entwicklungen geprägt sein: Regulierung, institutionelle Akzeptanz und technologischer Fortschritt – insbesondere im Bereich Web3.

Zum einen wird die weitere praktische Umsetzung der MiCAR-Verordnung nach der Einführung 2025 entscheidend sein. Sie schafft weiter Vertrauen, klare Spielregeln und stärkt die Legitimität von Krypto in Europa. 

Aber spannend wird es auch mit Blick in Richtung USA, wie Donald Trump die Zukunft der Kryptoregulierung sieht. Dies wird den Markt natürlich stark auch weiterhin beeinflussen. Zweitens treibt die zunehmende institutionelle Nachfrage den Markt weiter in Richtung Mainstream.

Gleichzeitig eröffnet Web3 neue Perspektiven: Projekte wie Bitpandas Vision zeigen, wie Eigentum, Identität und Wertschöpfung zunehmend dezentral auf der Blockchain organisiert werden können und wie sich Nutzerinnen und Nutzer aktiv an digitalen Ökosystemen beteiligen können.

Martin Mühl

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